Korruptionsvorwürfe Russlands Vize-Verteidigungsminister festgenommen
In Russland steht einer von zwölf Stellvertretern des Verteidigungsministers Schoigu unter Korruptionsverdacht: Timur Iwanow, der auf Sanktionslisten der EU und der USA steht, soll Bestechungsgelder im großen Stil angenommen haben.
In Russland ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Iwanow werde vorgeworfen, "eine Straftat nach Abschnitt 6 des Artikels 290 des Strafgesetzbuches (Bestechlichkeit) begangen zu haben", erklärte das russische Ermittlungskomitee. Dabei soll es offenbar um eine "besonders hohe" Bestechungssumme gehen.
Wie die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Moskauer Basmannyj-Gericht berichtet, sollen sich Iwanow und ein Bekannter, der ebenfalls festgenommen worden sein soll, auf "eine kriminelle Verschwörung mit anderen Personen" eingelassen haben. Demnach verfügte das Moskauer Gericht für Iwanow eine zweimonatige Untersuchungshaft. Russischen Medien zufolge drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.
Verantwortlicher für militärische Bauvorhaben
Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow ist Präsident Wladimir Putin ein Bericht über die Festnahme Iwanows vorgelegt worden. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sei vorab darüber informiert gewesen.
Iwanow ist einer von zwölf Stellvertretern Schoigus. In seiner Funktion, die er seit 2016 innehat, war er bislang für Immobilienfragen zuständig - unter anderem für die Organisation der Grundstücksverwaltung, den Bau militärischer Einrichtungen und Truppenunterkünfte oder auch die Unterbringung der medizinischen Versorgung der Streitkräfte.
Umgehung von EU-Sanktionen durch Scheidung?
Im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine steht Iwanow auf Sanktionslisten sowohl in den USA als auch in der EU. So war er laut Medienberichten auch für Bauvorhaben in der besetzten ostukrainischen Stadt Mariupol zuständig, die Russlands Armee während der Belagerung in den ersten Kriegsmonaten 2022 völlig zerstört hatte.
Den Recherchen von Nawalnys Anti-Korruptionsstiftung zufolge profitierte Iwanow aber auch persönlich von der Vergabe von Bauaufträgen in Mariupol. Zudem soll der 48-Jährige sich von seiner Frau scheiden lassen haben, um ihr die Umgehung von EU-Sanktionen zu ermöglichen. Die Zeitschrift Forbes führte den Experten für Kybernetik und die Atomindustrie als einen der reichsten Personen in den russischen Sicherheitsstrukturen.