Finanzprozess im Vatikan Kardinal Becciu zu Haftstrafe verurteilt
Über zwei Jahre dauerte der Mammutprozess um fragwürdige Finanzdeals: Nun ist Kardinal Becciu wegen Betrugs zu fünfeinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt worden. Erstmals wurde ein Kardinal von der Vatikan-Justiz verurteilt.
Der Strafgerichtshof des Vatikanstaats hat den italienischen Kardinal Angelo Becciu wegen Betrugs und Unterschlagung zu fünfeinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe in Höhe von 8.000 Euro verurteilt. Der 75-Jährige ist der erste Kardinal in der Kirchengeschichte, der von der Vatikan-Justiz verurteilt wurde.
Becciu stand im Zentrum des seit mehr als zwei Jahren andauernden Mammutprozesses. Er wurde beschuldigt, die Hauptverantwortung für verlustreiche Millionendeals im Vatikan zu tragen. Der Kardinal betonte stets seine Unschuld. Sein Anwalt hat bereits Berufung angekündigt.
Historisches Urteil
Neben Becciu wurden weitere Angeklagte zu Haftstrafen und Geldbußen verurteilt, einige Angeklagte wurden freigesprochen. Zu den Verurteilten zählt eine Freundin des Kardinals, der Becciu laut Anklage mehrere Hunderttausend Euro aus Vatikankassen hatte zukommen lassen. Verurteilt wurden auch mehrere Finanzberater, die an verlustreichen Investitionen des Vatikans beteiligt waren.
Erstmals stand ein Kardinal als Angeklagter vor dem Gericht. Im Kern ging es um den verlustreichen Kauf einer Luxusimmobilie in London durch das vatikanische Staatssekretariat, in dem Becciu mehrere Jahre Abteilungsleiter war. Der Deal ging schief - am Ende stand ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe.
Im Prozess offenbarten sich zudem weitere Deals und Machenschaften. Der Vatikan-Strafverfolger Alessandro Diddi hatte für Becciu eine Haftstrafe von sieben Jahren und drei Monaten sowie eine hohe Geldstrafe gefordert.