Kommunalwahlen in Großbritannien Herbe Rückschläge für Sunaks Tories
Noch sind nicht alle Stimmen bei den Kommunalwahlen in England und Wales ausgezählt - doch schon jetzt zeichnet sich eine Schlappe für die regierenden Tories ab. Für Premier Sunak vergrößern sich damit die Sorgen vor der anstehenden Parlamentswahl.
Bei den Kommunalwahlen in England und Wales haben die in Großbritannien regierenden Tories starke Verluste in Kauf nehmen müssen. Auf Premierminister Rishi Sunak steigt dadurch vor den anstehenden Parlamentswahlen der Druck.
Bei den Kommunalwahlen werden mehr als 2.600 Mandate vergeben - von Städte- und Gemeinderäten über Bürgermeister bis hin zu weiteren kommunalen Vertretern. Noch liegen nicht alle Ergebnisse vor, damit wird erst am Samstag gerechnet.
Labour-Siege im Tory-Kernland
Wie jedoch die Nachrichtenagentur AP berichtete, verlieren die Tories nach Auszählung von rund einem Viertel aller abgegebenen Wählerstimmen bereits mehr als 120 Mandate, während die oppositionelle Labour-Partei rund 50 hinzugewinnen kann. Bei der Kommunalwahl 2021 hatten die Konservativen noch 40 Prozent der Stimmen erhalten, während Labour auf 30 Prozent kam.
Teilweise holte Labour in Stadträten die Stimmenmehrheit, in denen sie seit Jahrzehnten die Opposition gebildet hatte. Im Verwaltungsbezirk Rushmoor konnte die Partei sogar erstmals einen Sieg bei den Kommunalwahlen für sich verbuchen. Zudem gewann Labour unter anderem in Hartlepool im Nordosten Englands und Thurrock im Südosten - beides Regionen, die 2016 mehrheitlich für den Brexit gestimmt hatten, was eigentlich eine engere Verbundenheit zu den konservativen Tories widerspiegelt.
"Ein Votum für den Wandel"
Bei einer Nachwahl im nordenglischen Wahlkreis Blackpool South verloren die Tories zudem einen Parlamentssitz im Unterhaus an Labour. Der bisherige Abgeordnete hatte wegen eines Lobby-Skandals zurücktreten müssen.
Mit Blick auf die Mehrheit für Labour sprach der Parteivorsitzende Keir Starmer sogar von einem "erdrutschartigen Sieg". Das Ergebnis spreche für das ganze Land. Die Menschen hätten genug nach "14 Jahren des Scheiterns, 14 Jahren des Niedergangs". Sie wollten einen Neubeginn unter der Labour-Partei.
Starmer betonte weiter: "Dies ist die einzige Wahl, bei der die Wähler die Chance hatten, den Konservativen von Rishi Sunak eine direkte Botschaft zu senden, und diese Botschaft ist ein überwältigendes Votum für den Wandel."
Der Chairman der Konservativen Partei, Richard Holden, sprach hingegen von "einer harten Nacht" und räumte ein, dass die Tories "offensichtlich keine großartigen Ergebnisse" erzielen konnten.
Tories stecken im Umfragetief
Die Kommunalwahlen gelten als Stimmungsbild für die in Großbritannien anstehenden Parlamentswahlen, die spätestens bis zum Januar des kommenden Jahres abgehalten werden müssen. Regierungschef Sunak hatte den Urnengang voraussichtlich für die zweite Hälfte dieses Jahres angekündigt.
Doch in aktuellen Umfragen liegen seine Tories etwa 20 Prozentpunkte hinter Labour, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Der Konservativen Partei droht damit nach 14 Jahren ein Ende an der Regierung.