Nach Seenotsignal Etwa 430 Migranten vor Kreta gerettet
Die griechische Küstenwache hat vor Kreta etwa 430 Menschen von einem rostigen Kahn geholt. Die Zahl der Fälle, in denen es keine rechtzeitige Rettung gab, hat sich laut UN-Flüchtlingshilfswerk seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt.
Bei einer Rettungsaktion hat die griechische Küstenwache südlich von Kreta Hunderte Migranten aus Seenot gerettet. Nach einem Bericht des griechischen Staatsfunks ERT handelte es sich dabei um 430 Menschen. Eine Sprecherin der Küstenwache sagte, in dem Notruf sei von 400 bis 500 Bootsinsassen die Rede gewesen.
Rettungsaktion dauerte Stunden
Die Migranten hatten bereits in der Nacht ein Seenotsignal gesendet. Die Rettungsaktion dauerte allerdings Stunden, weil in der Region starker Wind herrschte und das Boot mit den Migranten an Bord Gefahr lief zu kentern.
Das havarierte Schiff wurde schließlich unter Aufsicht der Kriegsmarine von zwei Fischerbooten abgeschleppt, die ebenfalls auf den Notruf reagiert hatten. Bilder des Staatsfernsehens zeigten ein rostiges, völlig überfülltes Boot, an dessen Deck sich die Menschen drängten.
Menschen wurden nach Kreta gebracht
Die Migranten wurden in den Hafen von Paleochora im Südwesten von Kreta gebracht. Sie sollen überwiegend aus Pakistan und Syrien stammen - es seien zahlreiche Kinder an Bord, hieß in dem Bericht. Die Asylsuchenden seien noch an Bord.
Schlepper nutzen zunehmend gefährlichere Route
Schleuser setzen immer wieder uralte, kaum seetüchtige Boote ein, um Migranten aus der Türkei und aus Ländern wie Syrien und dem Libanon an Kreta vorbei direkt nach Italien zu bringen. Auf der langen Fahrt kommt es nach Angaben der griechischen Küstenwache häufig zu Maschinenschäden oder anderen Problemen.
Aufgrund der verstärkten Patrouillen der griechischen Küstenwache und der EU-Grenzschutzagentur Frontex in der Ägäis nutzen Schlepper zunehmend die längere und gefährlichere Route südlich von Kreta, um die Europäische Union zu erreichen.
Alleine in diesem Jahr über 300 Vermisste oder Ertrunkene
Unfälle mit Toten und Vermissten in Seenot gibt es immer wieder: Erst Anfang November barg die Küstenwache nach dem Untergang zweier weiterer Flüchtlingsboote vor den Inseln Euböa und Samos 21 Leichen. Dutzende weitere Menschen gelten seitdem noch vermisst. Im Oktober kamen mindestens 30 Flüchtlinge beim Untergang ihrer beiden Boote vor den Inseln Lesbos und Kytheria ums Leben.
Wie viele Boote auf diese Weise dieses Jahr gesunken sind, ist unklar. Schätzungen zufolge liegt die Zahl der ertrunkenen und vermissten Migranten im östlichen Mittelmeer seit Jahresbeginn bei über 300 und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. 2021 waren laut Statistik des UN-Flüchtlingshilfswerks insgesamt 115 Menschen ums Leben gekommen oder konnten nicht gefunden werden.