EU-Parlament Einheitliches Ladekabel kommt
Kein Kabelwirrwarr mehr - stattdessen ein einheitliches Ladekabel: So hat es das EU-Parlament beschlossen. In der EU verkaufte Mobiltelefone, Tablets und Kameras müssen spätestens Ende 2024 über einen USB-C-Anschluss verfügen.
Nach jahrelangen Diskussionen hat das EU-Parlament nun die Einführung einheitlicher Ladekabel für Handys, Tablets und Kameras ab 2024 abgesegnet. Eine entsprechende Regelung wurde heute verabschiedet.
Diese soll dafür sorgen, dass eine Vielzahl von elektronischen Kleingeräten mit demselben Kabel geladen werden kann und damit Verbraucher und Umwelt entlasten. Handy-Ladekabel waren nach Angaben der EU-Kommission im Jahr 2018 für rund 11.000 Tonnen Elektroschrott verantwortlich. Die Vereinheitlichung der Ladestecker "wird zur Verringerung von mehr als 1000 Tonnen Abfall in der EU pro Jahr beitragen", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
USB-C-Anschluss wird Standard
Neben Mobiltelefonen fallen nun auch zahlreiche weitere Geräte unter die neuen Regeln. Dazu zählen etwa Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, Lautsprecher, E-Reader, Tastaturen und Mäuse. Konkret soll der USB-C-Anschluss die Standard-Ladebuchse werden, der von Android-basierten Geräten verwendet wird. Dies bedeutet, dass neben Apple auch Samsung, Huawei und andere Gerätehersteller betroffen sein werden, kommentierten Analysten.
Nach Angaben des EU-Parlaments sollen die neuen Leitlinien dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU 250 Millionen Euro pro Jahr einsparen, weil unnötige Ladegerätekäufe vermieden würden.
Apple hatte frühere Pläne kritisiert
Die EU-Kommission hatte einen entsprechenden Vorstoß bereits vor mehr als zehn Jahren gestartet, nachdem Nutzer von iPhones und anderen Handys sich über die Notwendigkeit verschiedener Ladekabel und dem damit verbundenen sogenannten Kabelsalat beschwerten. Änderungspläne wurden allerdings durch Beschwerden von iPhone- und Android-Nutzern gebremst.
14 Hersteller - unter ihnen auch Apple - einigten sich damals in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Handy-Netzteile. Bei den Buchsen in Smartphones und Tablet-Computern blieben von einst mehreren Dutzend Typen immerhin noch drei übrig: USB-C, Apples Lightning-Anschluss sowie Micro-USB.
Vor allem Apple hatte die Pläne eines einheitlichen Ladekabels kritisiert und dürfte von der Maßnahme nun am stärksten betroffen sein, da der US-Konzern gezwungen sein wird, seinen Ladeanschluss für iPhones und andere Geräte zu ändern. Analysten erwarten aber auch eine mögliche positive Auswirkung, da dies die Käufer dazu ermutigen könnte, die neuesten Apple-Geräte zu kaufen anstelle von Geräten ohne USB-C-Anschluss.
Kabelloses Laden
Die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, Anna Cavazzini (Grüne) betonte, dass das Gesetz bei technischen Fortschritten leicht aktualisiert werden könne. Dabei geht es vor allem um das kabellose Laden, wie dies bei immer mehr Smartphones möglich ist. Noch funktioniert das mit geringerer Leistung und Datenübertragungsgeschwindigkeit als USB-C.
Kabelloses Laden "setzt sich immer weiter durch", erklärte der Digitalverband Bitkom - die Einführung von USB-C als Standard werde "vor allem Innovationen bremsen", kritisierte der Wirtschaftsverband.
CDU warnt vor "falschen Erwartungen"
Der CDU-Europaabgeordnete Andreas Schwab warnte vor "falschen Erwartungen". Zwar werde USB-C ab 2024 der Standard, es werde "aber deutlich länger dauern, bis alle bereits hergestellten Geräte abverkauft sind". Erst dann würden Verbraucher vollständig umsteigen können.
In einem letzten Schritt müssen die EU-Staaten noch zustimmen, was für den 24. Oktober vorgesehen ist. Dies gilt aber als Formsache.