"Quelle belle journée" ("Was für ein schöner Tag") steht auf einem Plakat, das ein Mann in Paris in die Höhe hält

Front-National-Gründer Jubel nach Tod von Le Pen

Stand: 08.01.2025 13:11 Uhr

Der Tod des rechtsextremen Politikers Jean-Marie Le Pen hat in Frankreich mancherorts für Jubel gesorgt: Menschen feierten in mehreren Städten. Innenminister Retailleau nannte dieses Verhalten "schändlich".

In Frankreich haben Hunderte den Tod des Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen gefeiert. Der Politiker und Gründer der rechtsextremen Partei Front National war im Alter von 96 Jahren gestorben. Am Abend trafen sich Franzosen in mehreren Städten deshalb zum Jubeln und zündeten Feuerwerk.

Der konservative Innenminister Bruno Retailleau reagierte mit scharfer Kritik. "Nichts, absolut nichts rechtfertigt es, dass man auf einer Leiche tanzt", schrieb er auf der Plattform X. Auch der Tod eines politischen Gegners solle nur Zurückhaltung und Würde auslösen. "Diese Jubelszenen sind ganz einfach schändlich."

"Der dreckige Rassist ist tot"

Ausgelassene Szenen spielten sich unter anderem auf der Pariser Place de la République ab. Die kleine linke Partei Nouveau Parti Anticapitaliste hatte dort zu einer Zusammenkunft aufgerufen. In Videos und auf Fotos ist zu sehen, wie Menschen anstoßen und in freudiger Stimmung sind. Sie halten Schilder mit Aufschriften wie "Was für ein schöner Tag" ("Quelle belle journée") oder "Der dreckige Rassist ist tot" ("Le sale raciste est mort") in die Höhe.

Auch in zahlreichen anderen Städten lud die Partei zum "Apéro", also Feierabend-Drink. Der Lokalsender France Bleu berichtete von etwa 200 Demonstranten in Straßburg. Auch in Lyon und Marseille versammelten sich laut der Zeitung Le Parisien je 200 bis 300 Menschen, um Le Pens Tod zu feiern. "Jean-Marie Le Pen ist endlich tot", schrieb die Nouveau Parti Anticapitaliste auf X zusammen mit einem Smiley mit Partyhut und Tröte.

"Le sale raciste est mort" ("Der dreckige Rassist ist tot") steht auf einem Plakat, das eine Person in Paris in die Höhe hält

"Der dreckige Rassist ist tot" ist auf diesem Plakat zu lesen.

Bei den Zusammenkünften begannen einige Teilnehmer zu randalieren - sie schossen mit Feuerwerkskörpern und setzten Mülltonnen in Brand. Die französische Polizei nahm insgesamt zehn Personen in Gewahrsam. In Paris seien es drei und in Lyon sieben Festnahmen gewesen, teilten die Behörden mit.

Rechtsextreme Führungsikone

Le Pens Tod war gestern bekannt geworden. Er hatte 1972 den Front National gegründet, den er fast vier Jahrzehnte führte. Mit Provokationen, Nationalismus und Stimmungsmache gegen Einwanderung machte er die rechtsextreme Partei in dieser Zeit von einer Splittergruppe zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft. Mehr als 25 mal wurde Jean-Marie Le Pen verurteilt - wegen Verherrlichung von Kriegsverbrechen, Hassrede und Diskriminierung oder antisemitischer Äußerungen.

Seit 2011 führt seine Tochter Marine Le Pen die Partei und benannte sie in Rassemblement National um. Sie warf ihren Vater 2015 aus der Partei und bemüht sich seit ihrer Übernahme, die Partei auch für einen größeren Teil der Franzosen attraktiver zu machen.

Macron reagiert knapp auf Le Pens Tod

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reagierte mit einer - im Vergleich zu anderen Todesfällen - äußerst knappen Mitteilung auf den Tod von Le Pen. "Als historische Figur der Rechtsextremen hat er fast 70 Jahre lang eine Rolle im öffentlichen Leben unseres Landes gespielt, die nun dem Urteil der Geschichte unterliegt", hieß es in einem Schreiben des Élysée-Palasts.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. Januar 2025 um 16:00 Uhr.