Nach Unglück in Litauen Flugzeugabsturz wirft viele Fragen auf
Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in Litauen suchen die Ermittler nach der Ursache. Eine Rolle dabei spielen auch frühere Ermittlungen zu Brandsätzen in Paketen im Leipziger DHL-Frachtzentrum.
Es ist noch dunkel in Vilnius, als plötzlich in der Nähe des Flughafens ein ohrenbetäubender Krach zu hören ist. Kurz darauf wird der Himmel von Flammen erleuchtet. Ein Frachtflugzeug stürzt am frühen Morgen kurz vor der Landung in ein Wohngebiet und verfehlt nur ganz knapp ein Haus.
Am Ort des Geschehens bot sich Rettungskräften und Polizisten ein chaotisches Bild. Arunas Paulauskas von der Polizei beschreibt die Lage: "Das Flugzeug ist komplett zerstört und die Ladung, die es transportiert hat, ist über ein ziemlich großes Gebiet verstreut. Die Polizei hat mit den Ermittlungen am Tatort begonnen."
Technischer Fehler oder menschliches Versagen?
Vier Menschen befanden sich an Bord der Maschine der Fluglinie Swift Air, die im Auftrag von DHL von Leipzig nach Vilnius unterwegs war. Einer der Piloten kam laut der litauischen Polizei bei dem Absturz ums Leben. Der andere ist demnach bei Bewusstsein. Zwei Crewmitglieder wurden ins Krankenhaus gebracht, zu ihrem Zustand ist bislang nichts bekannt. Von den Überlebenden erhoffen sich die Ermittler Aufschluss über die Absturzursache.
Was genau geschah, ist noch unklar. Polizeichef Paulauskas kann zunächst nur Vermutungen äußern: "Höchstwahrscheinlich handelt es sich entweder um einen technischen Fehler oder menschliches Versagen", sagt der Behördenvertreter. "Aber wir sind keine Luftfahrtexperten und können zu diesem Zeitpunkt nichts Näheres sagen. Bislang wissen wir nur, dass das Flugzeug im Sinkflug war und die Landebahn nicht erreicht hat."
Ermittlungen zu Brandsätzen in Paketen
Der Absturz wirft Fragen auf, denn gerade wird in Litauen zu Paketen mit Brandsätzen ermittelt, die mit Frachtflugzeugen von dem baltischen Land aus in andere westliche Länder verschickt worden sein sollen. Dazu gab es Anfang des Monats unter anderem in Litauen Festnahmen. Und es gab bereits eine mutmaßliche Verbindung zwischen Litauen und Leipzig: Nach einem Brand im DHL-Frachtzentrum in Leipzig im Juli hatten die deutschen Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" in Paketen gewarnt. Diese würden von Unbekannten verschickt.
Könnte hinter dem Absturz möglicherweise Sabotage stecken, womöglich aus Russland? Darius Jauniskis, Direktor der litauischen Staatssicherheitsbehörde, sagt: "Ohne Zweifel können wir Terrorismus nicht ausschließen. Wir haben davor gewarnt, dass gewisse Dinge in der Zukunft passieren könnten", sagt der Direktor. "Wir sehen, dass Russland aggressiver geworden ist. Aber wir können bislang noch nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Dafür haben wir zu wenige Informationen."
Unternehmen wie DHL wurden für Gefahr sensibilisiert
Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor solchen Vorfällen zu schützen, sei nicht ganz einfach, sagt Jauniskis: "Wir haben einige Maßnahmen ergriffen, um solche Vorfälle zu verhindern. Wir haben mit DHL und anderen Unternehmen gesprochen, sie wurden gewarnt. Es ist aber sehr schwierig zu managen, weil sehr raffiniert vorgegangen wird und es sehr viele Pakete gibt." Die Bedrohung sei in Europa und der ganzen Welt gestiegen. Trotz der unermüdlichen Arbeit könne man nicht ausschließen, dass manche Fälle durchgehen.
Auch DHL äußerte sich am Vormittag noch nicht zur Unfallursache. In einem schriftlichen Statement hieß es nur, eine Untersuchung sei im Gange.