Auszeichnung in Stockholm Literaturnobelpreis geht an Norweger Jon Fosse
Der diesjährige Nobelpreis für Literatur geht an den Norweger Jon Fosse. Der 64-jährige Dramatiker wird "für seine innovativen Stücke und Prosa" geehrt, die "dem Unsagbaren eine Stimme geben", so das Nobel-Komitee in Stockholm.
Der norwegische Autor Jon Fosse erhält den Nobelpreis für Literatur. Das teilte die Schwedische Akademie in Stockholm mit. Er erhalte die Auszeichnung "für seine innovativen Theaterstücke und Prosa, die dem Unsagbaren eine Stimme geben", hieß es zur Begründung. Hervorgehoben wurden die Werke des Autors, die für ihren stark reduzierten Stil des "Fosse-Minimalismus" bekannt seien.
Fosse ist einer der erfolgreichsten Dramatiker Norwegens. Der 64-Jährige hat rund 40 Theaterstücke verfasst. Hinzu kommen Romane, Kurzgeschichten, Kinderbücher, Gedichte und Essays. Der ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Mats Malm, sagte, er habe Fosse per Telefon über seine Auszeichnung informiert. Fosse sei gerade mit dem Auto unterwegs gewesen; er habe versprochen, vorsichtig zu fahren.
Fosse sagte dem norwegischen Sender NRK, es habe ihn überrascht, den Anruf zu erhalten, "doch gleichzeitig auch nicht. Ich habe mich in den vergangenen zehn Jahren behutsam auf die Möglichkeit vorbereitet, dass das passieren könnte. Es war mir eine große Freude, den Anruf zu erhalten."
Bereits drei andere Schriftsteller aus Norwegen haben den Literaturnobelpreis erhalten. 1903 ging die Auszeichnung an Bjørnstjerne Bjørnson, 1920 an Knut Hamsun und 1928 an Sigrid Undset.
Kindheit und Jugend an Küste verbracht
Fosse wurde 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren und wuchs auf einem Bauernhof bei Strandebarm auf. Seine Prosa und Theaterstücke wurden in 40 Sprachen übersetzt und werden seit Mitte der 1990er-Jahre auf den großen Bühnen weltweit aufgeführt. Seine Landsleute feiern ihn als den erfolgreichsten norwegischen Dramatiker seit Henrik Ibsen (1828-1906).
Die Sprache - sei es in Lyrik, auf der Bühne oder anderswo - nimmt einen zentralen Platz in Fosses Leben ein. Seinen Romanen und Theaterstücken haftet dabei oft etwas Melancholisches, Düsteres und auch Mystisches an. Sein jüngstes auf Deutsch erschienenes Werk ist der Roman "Ich ist ein anderer".
Fosse zieht auch als Erwachsener die Stille kleiner Orte dem Trubel großer Städte vor. Seinen Rückzugsort in der Nähe von Bergen etwa oder das österreichische Städtchen Hainburg an der Donau, wo er mit seiner slowakischen Frau zeitweise lebt.
Seit 2022 ist Fosse Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Für sein Prosawerk "Trilogie" erhielt er 2015 den Literaturpreis des Nordischen Rates, den renommiertesten Literaturpreis Skandinaviens.
Preisgala am 10. Dezember
Im vergangenen Jahr ging der Literaturnobelpreis an die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. Der Preis ist mit elf Millionen Schwedischen Kronen (aktuell rund 950.000 Euro) dotiert.
Die Preisgala findet traditionell am 10. Dezember in Schwedens Hauptstadt Stockholm statt, dem Todestag Alfred Nobels. 2021 war der in London lebende tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah und damit erstmals seit 18 Jahren wieder ein afrikanischer Autor mit dem Nobelpreis geehrt worden. 2020 erhielt die US-amerikanische Lyrikerin Louise Glück die renommierte Auszeichnung.
Von 1901 bis 2022 wurden 115 Literaturnobelpreise an 119 Personen vergeben. Bislang wurden 17 Frauen ausgezeichnet. Den ersten Literaturnobelpreis bekam 1901 der französische Dichter Sully Prudhomme. Bisher 13 Mal wurden deutschsprachige Autoren ausgezeichnet, darunter Thomas Mann (1929), Heinrich Böll (1972), Günter Grass (1999), Herta Müller (2009) und zuletzt Peter Handke (2019).