Wegen Unruhen in Frankreich Macron verschiebt Staatsbesuch in Deutschland
Aufgrund der seit Tagen andauernden Ausschreitungen in Frankreich will Präsident Macron das Land vorerst nicht verlassen. Der zweitägige Staatsbesuch in Deutschland wurde verschoben. Macron hätte morgen anreisen sollen.
Es wäre der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten nach mehr als 20 Jahren in Deutschland gewesen. Doch die Visite von Emmanuel Macron wird nicht wie geplant stattfinden: Aufgrund der seit Tagen andauernden Ausschreitungen in seinem Land hat Macron seinen Besuch abgesagt, wie das ARD-Hauptstadtstudio erfuhr.
Aus dem Bundespräsidialamt hieß es wenig später, Macron habe mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefoniert und diesen über die Situation in seinem Land unterrichtet. "Präsident Macron hat darum gebeten, den geplanten Staatsbesuch in Deutschland zu verschieben", sagte eine Sprecherin Steinmeiers. Auch der Elysée-Palast bestätigte dies.
Der Bundespräsident bedauere die Absage und habe vollstes Verständnis angesichts der Situation in Frankreich. Er verfolge die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. Steinmeier hoffe, dass die Gewalt auf den Straßen bald beendet und der soziale Friede wieder hergestellt werden kann.
Stationen in Berlin, Dresden und Ludwigsburg
Macron und seine Frau Brigitte sollten eigentlich am Sonntagabend in Deutschland eintreffen. Start der Visite wäre Ludwigsburg in Baden-Württemberg gewesen. Weitere Stationen des Besuchs wären am Montag Berlin und am Dienstag Dresden gewesen. Dort wollte Macron vor der Frauenkirche eine Grundsatzrede zu den deutsch-französischen Beziehungen halten.
Mit dem Besuch sollte aus Sicht des Bundespräsidialamts im 60. Jahr des Bestehens des Élysée-Vertrages die deutsch-französische Freundschaft gefeiert und zugleich ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
Im Umkreis von Macron hieß es in Paris, dass ein Staatsbesuch ein Freundschaftsbesuch und "rein protokollarisch" sei. Es werde einen günstigeren Zeitpunkt geben. "Die Franzosen hätten es nicht gut verstanden, wenn er nach Deutschland gereist wäre. Diese Tage in Paris sind wichtig", hieß es. Deshalb habe Macron seine Planungen angepasst. Der Besuch soll baldmöglichst nachgeholt werden.
Ausschreitungen seit tödlichem Polizeischuss auf 17-Jährigen
Ausgelöst worden waren die Proteste und Ausschreitungen in Frankreich durch den Tod des 17-jährigen Nahel M. Der Jugendliche war am Dienstag bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre von einem Polizisten erschossen worden. Er soll heute beerdigt werden. Gegen den mutmaßlichen Schützen wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ihm wird laut Staatsanwaltschaft vorsätzliche Tötung vorgeworfen.
Deutschland, Großbritannien und die USA riefen Bürger mit Reiseplänen in Frankreich wegen der Unruhen zur Vorsicht auf und aktualisierten ihre Sicherheitshinweise.