Militärbündnis zur Ukraine NATO sichert Kiew weitere Waffenlieferungen zu
Die NATO-Staaten haben der Ukraine weitere Waffenlieferungen versprochen. Auch die dringend benötigten Flugabwehrsysteme soll Kiew erhalten. Wer was genau liefert und wann, ist aber offen.
Auf diesen Satz hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lange gewartet: "Die NATO-Verteidigungsminister haben beschlossen, mehr militärische Unterstützung zu liefern, inklusive Flugabwehrsysteme", so NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach einem virtuellen Austausch mit dem NATO-Ukraine Rat.
Gebraucht wird alles
Wer nun was genau liefert, dazu sagt er nichts, dies soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Ausdrücklich dankte er Deutschland dafür, ein "Patriot"-Abwehrsystem aus seinen Beständen zur Verfügung zu stellen.
Stoltenberg machte deutlich, man habe eine Übersicht was in den Depots der NATO-Mitglieder so lagert - da sei es schon möglich, etwas an die Ukraine abzugeben. Details könne er nicht nennen, das sei vertraulich. Gebraucht werde alles: Munition, Ersatzteile und auch Geld. Die Niederlande haben vier Milliarden Euro zugesagt. Viel Hoffnung ruht auch auf den amerikanischen Kongress-Abgeordneten. Diese wollen am Samstag entscheiden, ob sie rund 60 Milliarden Dollar für die Ukraine freigeben, die seit Wochen blockiert sind.
Konferenz-Marathon zu Ukraine- und Nahost-Krieg
Der NATO-Ukraine-Rat war der Abschluss eines wahren Konferenz-Marathons in dieser Woche: Sonderschalte der EU-Außenminister, G7-Treffen auf der italienischen Insel Capri, Konferenz der Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Neben der Lage im Nahen Osten ging es bei allen Treffen auch darum, die Ukraine besser mit Flugabwehrsystemen zu versorgen - vor allem, nachdem Israel erfolgreich einen Angriff des Iran abgewehrt hat.
Für Ian Lesser vom Germans Marshall Fund in Brüssel, einer transatlantischen Denkfabrik, ist die Lage in beiden Staaten nicht vergleichbar. "Das Luftabwehrproblem der Ukraine ist viel komplexer, wenn man es mit Israel vergleicht. Das Land ist viel größer und die Situation ist eine andere", sagt Lesser.
Unterschiedliche Raketensysteme
Dazu kommt, dass nicht alle EU-Länder "Patriot"-Systeme haben. Frankreich und Italien zum Beispiel setzen auf das SAMP/T System, das mit Aster-Raketen bestückt wird, die auch "gegen-Alles-Raketen" genannt werden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte, dass dieses System nicht mit den ukrainischen Raketen kompatibel sei.
Außerdem brauche man es selbst zum Schutz seiner Atomwaffen: "Wir haben ein anderes System, das von weniger Akteuren genutzt wird. Es gibt wenige Systeme, die auch zum Schutz von Atomkraftwerken geeignet sind und deshalb nutzen wir das Luftabwehrsystem auf französischem Boden."
Und so darf man gespannt sein, welche Zusagen die NATO-Mitglieder in den nächsten Tagen machen werden. "Wir brauchen keine Worte, wir brauchen Waffen", heißt es immer wieder aus Kiew. Es scheint, also ob diese Bitte erhört wurde.