Folge des Brexits Orient-Express fährt London nicht mehr an
Einschnitt für das rollende Luxushotel: Der Betreiber des Orient-Expresses will ab 2024 keine Fahrten mehr ab London anbieten. Begründet wird der Schritt mit Grenzkontrollen, die wegen des Brexits anfallen.
Der Orient-Express soll laut einem Medienbericht als eine Folge des Brexits nicht mehr durch Großbritannien fahren. Das Zugunternehmen Belmond will den Betrieb des Venice Simplon-Orient-Expresses, wie der Zug heute offiziell heißt, demnach landesweit einstellen. Der aktuell noch angebotene Start in London soll entfallen.
"Wir passen unseren Betrieb im Jahr 2024 an, bevor weitere Pass- und Grenzkontrollen fällig werden", sagte ein Sprecher der Betreiberfirma der Sonntagszeitung "Observer". Man wolle das Risiko von Verzögerungen und verpassten Anschlüssen vermeiden "und den bestmöglichen, entspanntesten Service bieten", hieß es demnach weiter.
Umstieg auf Reisebus
Da seit dem Brexit zusätzliche Passkontrollen verlangt werden, kommt es am Fährhafen von Dover mittlerweile häufiger zu stundenlangen Staus - insbesondere zu Urlaubszeiten oder an Feiertagen. Diese Situation könnte sich, so die Begründung des Anbieters Belmond, verstärken, weil mit der Einführung des sogenannten Europäischen Reiseinformations- und Genehmigungssystems künftig noch weitere Kontrollen notwendig werden.
Ähnlich wie in den USA müssen dann selbst von der Visumspflicht befreite Besucher einen Antrag stellen und biometrische Daten wie Fingerabdrücke vorweisen. Davon wären auch Gäste des Orient-Expresses betroffen, die nach einem ersten Zugabschnitt bisher für die Überfahrt über den Ärmelkanal auf einen Reisebus umsteigen mussten. Daher will der Betreiber die britische Teilstrecke nun nicht mehr bedienen.
Unterschiedliche Betreiber und Strecken
Das rollende Luxushotel, das Krimi-Autorin Agatha Christie zu ihrem Klassiker "Mord im Orient-Express" inspirierte, verband seit dem späten 19. Jahrhundert Paris mit Istanbul. Der Name des Zuges wurde im Laufe der Zeit jedoch für Bahnen unterschiedlicher Betreiber und Strecken verwendet.
Seit den 1980er-Jahren konnte man die Reise bereits von London aus beginnen - etwa nach Venedig. Mit gehobenen Suiten und Dinnern an Bord bewegen sich die Ticketkosten in einer Höhe von Tausenden Pfund pro Person.
Auf der Website der Betreiberfirma werden neben London derzeit 16 weitere Abfahrtsorte angeboten - darunter Amsterdam, Istanbul, Paris, Rom und Wien.