Ernennung neuer Kardinäle Ein Fingerzeig des Papstes?
20 neue Kardinäle sollen heute in Rom ihre Amtswürde erhalten. Sie bestimmen den Kurs der katholischen Kirche, wählen den Papst. Franziskus will das Gremium künftig anders ausrichten - vor allem mit Blick auf Asien.
Sie kommen aus Osttimor, aus Paraguay, aus Nigeria oder auch aus der Mongolei. Die Kardinäle, die beim kommenden Konsistorium ernannt werden, verschieben das Gewicht innerhalb des Kardinalskollegiums. Die Zahl der Europäer wird immer kleiner. Bisher waren sie überproportional vertreten - jedenfalls im Verhältnis zum Anteil der Katholiken an der Bevölkerung.
Journalist Gerard O'Connell beobachtet seit vielen Jahren den Vatikan. Für ihn ist klar: "Ich denke, Franziskus gleicht das Kardinalskollegium immer mehr an die Realität der Kirche an."
20 neue Kardinäle werden heute ernannt. 16 der neuen Würdenträger sind nicht älter als 80 Jahre und dürften damit an einer Papstwahl teilnehmen.
Zuwendung nach Asien vermutet
Dabei sehe der argentinische Papst die Zukunft der Kirche in Asien. Er glaube an die große Möglichkeit eines Frühlings dort. "Franziskus hat sich nicht darum bemüht, mehr Lateinamerikaner zu Kardinälen zu machen", so O'Connell. "Er hat die Zahl der Asiaten erhöht."
Wenn Sie nun also ein Konklave am nächsten Morgen hätten, dann würden mehr Asiaten in dem Konklave sein als zu irgendeinem früheren Zeitpunkt in der Geschichte.
Die Auswahl der Kardinäle bestimmt den Kurs der Kirche. Denn die wichtigste Aufgabe der Männer, die nach dem Papst die ranghöchste Würde haben, ist die Wahl eines neuen Papstes beim Konklave. Jedenfalls bis zur Vollendung des 80. Lebensjahres, denn nur bis zu diesem Alter darf man wählen.
Letztes Konsistorium fast zwei Jahre her
Papst Franziskus selbst ist mittlerweile 85 Jahre alt. Bei seiner letzten Auslandsreise nach Kanada wurde er auf dem Rückflug gefragt, welche Charaktereigenschaften sein Nachfolger haben müsste. "Das ist das Werk des Heiligen Geistes", so seine Antwort. "Er weiß es besser als ich, wie man das macht, besser als wir alle. Warum? Weil er die Entscheidungen des Papstes inspiriert."
Zunächst müssen sich viele Kardinäle erst einmal kennenlernen, das letzte Konsistorium fand im November 2020 statt. An mindestens drei Tagen werden sie sich begegnen, so O'Connell: "Sie haben ein Treffen, um die Reform der Kurie, also des öffentlichen Dienstes des Vatikans, zu diskutieren."
Vor allem aber verfolge das Treffen zwei Ziele: "Einmal, um ihnen zu erklären, wie die Vision für die Kirche aussieht, was sie inspiriert hat. Und zum zweiten soll ihnen auch die Möglichkeit gegeben werden, sich zu treffen, sich kennenzulernen. Denn größtenteils kennen sie sich gar nicht."
Mit der Ernennung der Kardinäle kann Papst Franziskus die Ausrichtung der katholischen Kirche beeinflussen.
Großer Einfluss von Franziskus
Fast 70 Prozent der künftigen Papstwähler sind dann von Franziskus bestimmt worden. Bei der jetzigen Kreierung berücksichtigt der Papst Orte, die noch nie einen Kardinal stellten - wie etwa der Inselstaat Osttimor. Oder er wählt einen Erzbischof aus Indien aus, dessen Familie den sogenannten Dalit angehört.
Im indischen Kastensystem galten sie als die Unberührbaren und wurden außerhalb der vier Stufen eingeordnet. Aber auch aus Afrika, aus Frankreich oder den USA kommen die neuen Kardinäle.
Kardinäle entscheiden über neuen Papst
Eines Tages werden sie den Nachfolger von Papst Franziskus wählen. Beim vergangenen Konklave wurde laut O'Connell ein Mann gesucht, der neue Energie in die Kirche bringen könnte und sie hätten einen bekommen. "Sie suchten einen Mann, der nicht an die römische Mentalität gebunden war. Und sie wählten einen Papst, der nie in Rom gearbeitet oder dort studiert hatte."
Doch all diese Kriterien seien schwer vorhersehbar, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt. Nach dem Konsistorium könnten - zumindest die Papstwähler - mehr wissen.