Nach Urteil in den USA Papst vergleicht Abtreibung mit Auftragsmord
Papst Franziskus hat nach dem US-Urteil zum Abtreibungsrecht Schwangerschaftsabbrüche erneut deutlich verurteilt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche verglich Abtreibung mit "dem Anheuern eines Auftragsmörders".
Papst Franziskus hat nach der Abtreibungsentscheidung des Obersten Gerichtshofs in den USA Schwangerschaftsabbrüche erneut verurteilt. "Ich frage: Ist es legitim, ist es richtig, ein menschliches Leben zu beseitigen, um ein Problem zu lösen?", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Der 85 Jahre alte Argentinier verglich Abtreibung mit "dem Anheuern eines Auftragsmörders". Er respektiere die Entscheidung des US-Gerichts, könne aber nicht von einem juristischen Blickpunkt aus darüber sprechen.
Schon in der Vergangenheit harsche Kritik von Franziskus
Papst Franziskus hatte Abtreibung in der Vergangenheit schon als "Mord" bezeichnet. "Wer abtreibt, tötet", sagte er etwa im September 2021 auf dem Rückflug aus der Slowakei. Franziskus erklärte damals, ein Fötus sei wenige Wochen nach der Zeugung als menschliches Leben zu betrachten, und das müsse respektiert werden.
Ende Juni kippte das mehrheitlich konservativ besetzte US-Gericht ein Urteil aus dem Jahr 1973, das als Roe gegen Wade bekannt ist und mit dem zuvor das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch sichergestellt wurde. Damit machte das Gericht den Weg frei für strengere Abtreibungsgesetze.
Aus dem Vatikan hatte zunächst die Päpstliche Akademie für das Leben reagiert. "Nach 50 Jahren ist es wichtig, wieder eine ideologiefreie Debatte zu beginnen über den Stellenwert, den der Schutz des Lebens in der zivilen Gesellschaft hat, um uns zu fragen, welche Art von Zusammenleben und Gesellschaft wir aufbauen wollen." Auch die katholischen Bischöfe in den USA begrüßten die Gerichtsentscheidung.
Papst will nach Kiew und Moskau
Der Papst äußerte sich in dem Interview mit Reuters auch zum Krieg in der Ukraine. Er wolle möglichst bald nach Kiew und Moskau reisen. Er hoffe, dass er beide Hauptstädte besuchen könne, sagte er. Nach der Rückkehr von seiner Kanada-Reise, die am 30. Juli endet, könne er sich vorstellen, in die Ukraine zu reisen. Zuvor wolle er sich aber nach Moskau begeben, "um zu versuchen, auf die eine oder andere Weise zu helfen", sagte Franziskus.
Der Papst hatte seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mehrfach "echte Verhandlungen" über einen Waffenstillstand gefordert und seine Hilfe als Vermittler angeboten. Nach Russlands Überfall auf die Ukraine Ende Februar hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits den Papst nach Kiew eingeladen. Nun erneuerte die ukrainische Regierung die Einladung. Die neuerliche Initiative des Papstes für einen Besuch in Moskau kommentierte der Kreml noch nicht.
Rücktrittsgerüchte dementiert
Auch Gerüchte über einen möglichen baldigen Rücktritt räumte der Papst in dem Interview mit Reuters aus. "Das ist mir nie in den Sinn gekommen. Im Moment, nein, im Moment, nein", sagte der 85-Jährige. In den vergangenen Wochen hatten gesundheitliche Probleme des Papstes die Spekulationen über einen möglichen Amtsverzicht befeuert.
Eine für Juli geplante Afrika-Reise hatte Franziskus wegen anhaltender Knieprobleme absagen müssen. Der Papst deutete jedoch an, dass er wie sein Vorgänger Benedikt XVI. eines Tages zurücktreten könnte, falls seine Gesundheit ihn daran hindern sollte, sein Amt auszuüben. Auf die Frage, wann dies der Fall sein könnte, antwortete er: "Wir wissen es nicht. Gott wird es sagen." Der Pontifex sagte in dem Interview, er habe einen "kleinen Bruch" im Knie erlitten. Gerüchte, wonach bei seiner Darmoperation im Juli 2021 Krebs festgestellt worden sei, bezeichnete er als vatikanisches "Hofgeschwätz".