Abgehörte Telefonate "Mirror"-Verlag muss Prinz Harry entschädigen
Prinz Harry hat einen juristischen Teilerfolg errungen: Mehrere Boulevardzeitungen des "Mirror"-Verlags hatten über Jahre illegal seine Telefonate belauscht - dafür muss der Medienkonzern nun 140.000 Pfund Entschädigung zahlen.
In einem Prozess wegen Bespitzelung gegen den britischen Medienkonzern Mirror Group Newspapers (MGN) hat Prinz Harry Schadensersatz in Höhe von mehr als 140.000 Pfund (162.000 Euro) zugesprochen bekommen. Der zuständige Richter am High Court, Timothy Fancourt, sah es als erwiesen an, dass der 39 Jahre alte Sohn von König Charles III. Opfer von Telefon-Hacking wurde.
Richter: Führungskräfte haben Praxis gedeckt
Telefon-Hacking bei der Zeitungsgruppe "Mirror" sei über viele Jahre hinweg "weit verbreitet und üblich" gewesen, urteilte Richter Fancourt. Privatdetektive seien "ein integraler Bestandteil des Systems" gewesen, um unrechtmäßig Informationen zu sammeln. Führungskräfte der Zeitungen hätten von dieser Praxis gewusst und sie aktiv gedeckt. Wären sie eingeschritten, "wäre der Missbrauch der privaten Informationen des Herzogs viel früher beendet worden".
15 der 33 Zeitungsartikel, um die es in der Verhandlung ging, seien mit Hilfe rechtswidriger Mittel verfasst worden. Allerdings stamme - anders als von Harry nahegelegt - nicht alles, was veröffentlicht wurde, aus abgehörten Sprachnachrichten, sagte der Richter.
Herzog von Sussex sagte persönlich aus
Es war der erste von mehreren Prozessen, die Harry gegen den Verlag angestrengt hat. Der Herzog von Sussex hatte auf eine Entschädigung in Höhe von 440.000 Pfund geklagt. Der jüngere Sohn von König Charles III. war im Juni seit mehr als einem Jahrhundert das erste ranghohe Mitglied des Königshauses, das vor einem Gericht aussagte.
Gemeinsam mit anderen Prominenten war Prinz Harry wegen illegaler Informationsbeschaffung gegen den "Mirror"-Verlag juristisch vorgegangen. Die Kläger werfen dem Herausgeber der Boulevardzeitungen "Mirror", "Sunday Mirror" und "Sunday People" insbesondere vor, ihre Handys angezapft zu haben. Das Telefon-Hacking sei in "industriellem Ausmaß" geschehen, hatte Prinz Harry während des Prozesses gesagt.
Prinz Harry: "Mission geht weiter"
Nach dem Urteil erklärte er, er fühle sich durch die Gerichtsentscheidung bestätigt. "Mir wurde gesagt, dass man sich beim Drachentöten verbrennen kann", erklärte der Herzog von Sussex über seine Anwälte. Angesichts seines Teilsiegs vor Gericht und der "Wichtigkeit" des Einsatzes "für eine freie und ehrliche Presse" sei das aber ein "lohnender Preis". "Die Mission geht weiter", kündigte Harry mit Blick auf weitere Klagen gegen britische Verlage an.
MGN hatte vor dem Prozess "einige Beweise" für illegale Beschaffung von Informationen anerkannt, unter anderem für einen Artikel über Prinz Harry. Das Unternehmen hatte aber kategorisch bestritten, Sprachnachrichten abgefangen zu haben. Zudem argumentierte es vor Gericht, dass einige der Klagen zu spät eingereicht worden seien.