Ukrainische Drohnenangriffe Russlands Treibstoff geht in Flammen auf
Russische Öllager sind immer wieder Ziel von ukrainischen Drohnen. Während brennende Depots fast zur Normalität geworden sind, stellen sich Russen vor allem eine Frage: Wird Benzin bald knapp - und teuer?
Dicke schwarze Wolken steigen auf: Gleich mehrere ukrainische Drohnen sind 1.400 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze in der russischen Region Kirow in ein Öllager eingeschlagen. Mindestens zwei Depots brennen. Aber nicht nur hier.
Vasili Golubev, Gouverneur der südrussischen Region Rostow, meldet ein Feuer in einem Treibstoffdepot im Bezirk Kamenskiy - ebenfalls Folge eines Drohnenangriffs. Und auch am anderen Ende der Region Rostow, in Proletarsk, brach nach einem Angriff ukrainischer Drohnen ein Feuer in einem Öllager aus. Seit zehn Tagen kann der Brand nicht gelöscht werden.
Einsatzkräfte teilen teils dramatische Videos im Netz. In der 20.000 Einwohner-Stadt Proletarsk wurde der Ausnahmezustand verhängt.
64 russische Anlagen angegriffen
Brennende Öldepots gehören für einige russische Städte zur neuen Normalität. Nach Berechnungen der BBC haben ukrainische Streitkräfte mindestens 64 Gas- und Öl-Infrastrukturanlagen in Russland oder auf der von ihr besetzen Halbinsel Krim und dem ostukrainischen Gebiet Luhansk angegriffen.
Das hat auch wirtschaftliche Folgen. Allein von Januar bis Juli dieses Jahres sind die Benzinpreise um mehr als fünf Prozent gestiegen. Die Behörden sahen sich gezwungen, ein Embargo für die Ausfuhr von Benzin bis Ende des Jahres zu verhängen. So sollen "Probleme in den Herbstmonaten vermieden" werden.
Verheimlicht werden die hohen Benzinpreise im Staatsfernsehen nicht. Jedoch liegen die Gründe offiziell eher an marktüblichen Schwankungen.
Drohnenangriffe bedrohen Treibstoff-Verfügbarkeit
Aber es gibt einige Stimmen, die öffentlich auf die Gefahren von Drohnenangriffen und die daraus resultierende mögliche Verknappung von Treibstoff hinweisen - wie der russische Militärexperte Michail Timoschenko.
Timoschenko hat vor einigen Monaten in einem Interview mit dem Radiosender Komsomolskoe Pravda über den unzureichenden Schutz vor Luftangriffen auf Öldepots gesprochen: "Das Land ist so groß, dass es unmöglich ist, hundertprozentigen Schutz zu schaffen. Luftverteidigungssysteme sind keine Panzer, sondern decken ab und schützen nicht."
Talkmaster mahnt: Unternehmer in die Pflicht nehmen
Wenn es nach Hof-Propagandist Wladimir Solowjow geht, müssten die Betreiber der Raffinerien sich selbst um diesen Schutz kümmern. Zur besten Sendezeit spricht auch der Talkmaster über Drohnenangriffe auf Öldepots: "Man muss verstehen, dass der Schutz von Raffinerien nicht dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Ganz sicher können sich diese fröhlichen Öl-Männer den Luxus leisten und in ihre eigene Sicherheit investieren." Es gebe einfache Methoden dafür, mahnt er an.
Finanzexpertin Marija Tatkina weist in einem Interview mit dem Regionalsender TWK Krosnojarsk darauf hin, dass ein Auf und Ab der Preise normal ist. Dennoch zeigt sie sich besorgt: "Benzin ist ein mächtiges Instrument, um die Inflationen zu verstehen. Wenn die Preise für Benzin weiter steigen, dann werden auch alle anderen Preise steigen. Alle Waren, die auf Transport angewiesen sind, Lebensmittel und so."
Aktuell sieht es nicht danach aus, dass die Benzinpreise in Russland so schnell zu ihrem alten Tief zurückkehren werden.