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Afrika-Gipfel in St. Petersburg "Russland braucht Absatzmärkte"

Stand: 27.07.2023 16:09 Uhr

Der russische Präsident Putin hat afrikanischen Staaten verlässliche Lebensmittellieferungen zugesichert. Das Ganze sei jedoch nicht so einfach, wie es dargestellt werde, berichtet ARD-Korrespondentin Ina Ruck.

Kremlchef Wladimir Putin hat zum Auftakt des zweiten russischen Afrika-Gipfels in St. Petersburg den Vertretern des Kontinents verlässliche Lebensmittellieferungen zugesichert. "Russland bleibt ein zuverlässiger Lieferant von Nahrung für Afrika", sagte Putin bei einer teils im Staatsfernsehen übertragenen Sitzung mit Vertretern der Afrikanischen Union.

Wie ARD-Korrespondentin Ina Ruck in Moskau berichtete, habe Putin afrikanischen Staaten versprochen, mehr russischen Weizen zu schicken. "Sechs Ländern hat er sogar kostenlose Weizenlieferungen versprochen, zum Beispiel Mali oder der Zentralafrikanischen Republik", sagte sie bei tagesschau24. In beiden Ländern seien russische Wagner-Söldner sehr aktiv.

Ina Ruck, ARD Moskau, zu Russlands Rolle bei der Getreideversorgung für Afrika

tagesschau24, 27.07.2023 12:00 Uhr

Putin dürfte Lieferpartner brauchen

Offen scheint jedoch, wie Russland den Transport von Lebensmittellieferungen organisieren will. Unter Berufung auf den Experten Leonid Isajew von der Hochschule für Ökonomie in Moskau sagte Ruck: "Russland hat gar keine eigene Flotte, die dieses Getreide in großen Mengen verschiffen könnte. Da müsste man erstmal Verträge schließen mit ausländischen Schiffseignern, und das wird wegen der Sanktionen wieder ein Problem werden." Das Ganze sei nicht so einfach, wie es auf dem Gipfel dargestellt werde.

ARD-Korrespondent Norbert Hahn in Nairobi sieht ein ähnliches Problem. Putin werde bei Lebensmittellieferungen nun Partner brauchen, diese seien auch schon für einen möglichen Deal im Gespräch. "Da ist auch wieder die Türkei dabei", so Hahn. "Da wird man schauen müssen, wie will er dieses vollmundige Versprechen umsetzen".

Norbert Hahn, ARD Nairobi, mit einer Einschätzung zu Russlands Rolle bei der Getreideversorgung für Afrika

tagesschau24, 27.07.2023 12:00 Uhr

Eigenständige Bedeutung als Markt

"Russland braucht Absatzmärkte für seine Exportgüter", sagte Russland-Korrespondentin Ruck. Das Land habe zweimal hintereinander eine Rekordernte eingefahren, die Silos seien fast noch voll von der letzten Ernte und die neue Getreideernte müsse untergebracht werden. "Russland hat viele andere Güter, die es nirgendwo anders mehr losbekommt. Deswegen bietet sich Afrika an als Markt."

Russland sei allerdings relativ spät dabei, so Ruck. Experte Isajew habe erklärt, afrikanische Staaten hätten für den Kreml erst wegen der Sanktionen oder der schlechten Absatzsituation in anderen Ländern eine eigenständige Bedeutung als Markt bekommen.

Zu einer Ausweitung der militärischen Zusammenarbeit zwischen Russland und afrikanischen Staaten sagte Ruck: "Ich glaube, es geht vor allem um politischen Einfluss. Wer militärisch zusammenarbeitet, arbeitet auch politisch zusammen in den meisten Fällen." Man dürfe nicht vergessen, Afrika habe 54 Nationalstaaten und 54 Stimmen in der UN-Generalversammlung. Da wolle Putin natürlich versuchen, mehr Unterstützung zu bekommen. "Dazu dient zum Beispiel auch militärische Zusammenarbeit."