Pläne des Regierungschefs Schwedisches Militär soll Bandengewalt bekämpfen
Der schwedische Regierungschef Kristersson will zur Bekämpfung der grassierenden Bandengewalt im Land auch das Militär einsetzen. In welcher Funktion Soldaten der Polizei helfen könnten, soll heute besprochen werden.
Angesichts der eskalierenden Bandengewalt in Schweden will Ministerpräsident Ulf Kristersson das Militär des Landes zur Hilfe rufen. Er werde heute mit den Chefs der Streitkräfte und der Polizei besprechen, wie Soldaten den Polizeibeamten bei ihrer Arbeit gegen Verbrecherbanden zu Seite stehen könnten, sagte Kristersson.
In welcher Form das Militär eingebunden werden könnte, war zunächst unklar. Es hatte in der Vergangenheit aber unter anderem den Vorschlag gegeben, dass Soldaten Schutzaufgaben von der Polizei übernehmen könnten, damit deren Beamte mehr Zeit für die Verbrechensbekämpfung haben.
"Kein anderes Land in Europa hat etwas Derartiges erlebt"
"Schweden hat etwas Derartiges noch nie erlebt", sagte Kristersson in einer Fernsehansprache an die Nation. "Kein anderes Land in Europa hat etwas Derartiges erlebt." In Schweden ist die Bandenkriminalität seit Jahren ein riesiges Problem, zuletzt hatten die tödlichen Schusswaffenangriffe aber noch einmal dramatisch zugenommen.
Oft rekrutieren die Banden Minderjährige aus Einwanderervierteln, um die Anschläge auszuführen. Im vergangenen Jahr kamen 60 Menschen durch Schüsse ums Leben, allein in diesem September gab es elf Tote, beides Rekordwerte. Zwei dieser elf Toten kamen allein von Mittwoch auf Donnerstag dazu.
Am Mittwochabend wurde ein 18-Jähriger in einem Vorort von Stockholm erschossen. Wenige Stunden später wurde ein Mann in Jordbro südlich von Stockholm von Schüssen getötet, ein weiterer wurde verletzt. Am frühen Donnerstagmorgen kam zudem eine junge Frau bei einer Explosion in Uppsala ums Leben. Die Explosion beschädigte fünf Häuser und wurde noch in 20 Kilometern Entfernung registriert. Die Polizei stufte sie als Tötungsdelikt ein. Medienberichten zufolge war die getötete Frau vermutlich nicht das Ziel.
Im Zusammenhang mit den Schüssen in Jordbro wurden vier Menschen festgenommen, zwei Menschen kamen nach Polizeiangaben im Zusammenhang mit der Explosion in Uppsala in Gewahrsam. Ob die Taten miteinander in Verbindung stehen, war nicht bekannt. Nach Medienberichten hatten mindestens zwei der drei Vorfälle mit einer Fehde zwischen Verbrecherbanden zu tun.
Polizei: Bandenkrieg bedroht Sicherheit des Landes
Die Gewalt wird Berichten zufolge durch eine Fehde um Drogen und Waffen zwischen zwei Banden angeheizt, die von einem türkisch-schwedischen Staatsbürger, der in der Türkei lebt, und einem früheren Komplizen angeführt werden. Polizeikommissar Anders Thornberg sagte, der Bandenkrieg bedrohe die Sicherheit des Landes.
Justizminister Gunnar Strömmer sprach von einer zutiefst tragischen Entwicklung. "Ich verstehe, dass die Menschen Wut, Angst und Traurigkeit empfinden", sagte er dem Sender TV4.
Kirstersson konnte Versprechen bislang nicht halten
Kristerssons Mitte-rechts-Regierung hatte im vergangenen Jahr ihr Amt mit dem Versprechen angetreten, einen harten Kurs in Sachen Bandenkriminalität zu fahren. Er warf der linken Vorgängerregierung vor, mit ihrer "verantwortungslosen Migrationspolitik und gescheiterten Integration" für die Lage verantwortlich zu sein.
Aber auch Kristerssons Regierung bekam die Lage bisher nicht in den Griff. Er kündigte am Donnerstag an, auch das Strafgesetz zu ändern, damit die Polizei mehr Rechte bekomme, Verbrecher längere Haftstrafen ableisten müssten und Zeugen mehr Schutz erhielten. "Die schwedischen Gesetze sind nicht ausgelegt auf Bandenkriege und Kindersoldaten", sagte er.