Skandal um Fußballverbandschef Spanische Sportbehörde will Rubiales suspendieren
Nach dem ungefragten Kuss einer Spielerin gerät Spaniens Fußballverbandschef Rubiales immer weiter unter Druck. Die nationale Sportbehörde beantragte dessen Suspendierung. Und das Weltmeister-Team trat geschlossen in den Streik.
Die oberste spanische Sportbehörde CSD hat sich in den Fall Luis Rubiales eingeschaltet: Sie beantragte nach dem verweigerten Rücktritt beim Sportgerichtshof Tad die Suspendierung des spanischen Fußballverbandschefs.
Dies wollte die Behörde noch am Freitag in die Wege leiten, sagte CSD-Chef Víctor Francos bei einer Pressekonferenz in Tarragona im Nordosten Spaniens. "Heute werden wir eine Beschwerde beim Tad einreichen, damit dieser beurteilen kann, ob ein schwerwiegendes Fehlverhalten vorliegt", sagte Francos. Er bat den Sportgerichtshof, bereits am Montag zusammenzukommen.
Die Sportbehörde wirft Rubiales "sehr schweres" Fehlverhalten vor. Dies berechtigt die CSD nach Artikel 62 des Sportgesetzes dazu, Rubiales zu suspendieren, sobald das Sportgericht die Beschwerde zur Prüfung annimmt, wie die Zeitung "AS" schrieb.
Weltmeisterinnen treten in Streik
Die 23 Spielerinnen der spanischen Fußballnationalmannschaft kündigten an, unter der aktuellen Verbandsspitze nicht mehr für ihr Land anzutreten. "Nach allem, was bei der Medaillenvergabe der Frauen-WM passiert ist, werden alle Spielerinnen, die diesen Text unterzeichnet haben, eine nächste Einberufung nicht ehren, wenn die derzeitige Führung beibehalten wird", hieß es in einer Erklärung. Damit stellt sich das Team geschlossen hinter Jennifer Hermoso.
Rubiales hatte am vergangenen Sonntag bei der Siegerehrung der spanischen Fußball-Weltmeisterinnen in Australien Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst. Der Funktionär erntete dafür harsche Kritik, viele hatten in Spanien seinen Rücktritt gefordert.
Hermoso selbst äußerte sich am Abend erstmals selbst zu der Debatte und kritisiert den 46-Jährigen für den Kuss bei der Siegerehrung scharf. "Ich habe mich verletzlich und als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe. Einfach ausgedrückt, ich wurde nicht respektiert", schrieb die 33-Jährige in einer auf den sozialen Netzwerken Instagram und X, früher Twitter, verbreiteten Erklärung.
Rubiales inszeniert sich als Opfer
Der Weltverband FIFA hatte ein Disziplinarverfahren gegen den 46-Jährigen eingeleitet. Am Freitag war deshalb bei einer Krisensitzung des Fußballverbandes ein Rücktritt von Rubiales erwartet worden. Der verweigerte diesen Schritt jedoch überraschend. In seiner von Politikern und Sportlern in Spanien heftig kritisierten Rede inszenierte sich Rubiales daraufhin als Opfer einer Hetzjagd.
Am Abend verschärfte der spanische Fußballverband RFEF den Ton und drohte Hermoso mit einer Klage. Der Verband reagierte damit auf die von der Spielerinnengewerkschaft Futpro verbreitete Erklärung, Weltmeisterin Jennifer Hermoso habe dem Kuss von Rubiales nicht zugestimmt und diesen auch nicht hochgehoben.
Spanische Regierung stellt sich gegen Rubiales
Unterdessen stellte sich auch die spanische Regierung erneut gegen den Fußball-Boss. "Logischerweise werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, damit dieser Herr, den man kaum als würdigen Vertreter des spanischen Fußballs bezeichnen kann, nicht länger an der Spitze des spanischen Fußballs steht", sagte Spaniens geschäftsführende Vize-Regierungschefin und Ministerin für den ökologischen Wandel, Teresa Ribera, der Nachrichtenagentur Europa Press. Die Regierung werde alles tun, was "in ihrer Macht steht", damit Rubiales sein Amt aufgibt oder verliert.