Nach Unwettern in Spanien Zehn Milliarden Euro Hilfe für Flutopfer
Eine Woche nach den verheerenden Überschwemmungen verspricht die spanische Regierung Soforthilfen in Milliardenhöhe. Im Katastrophengebiet sind viele Straßen weiter mit Schlamm bedeckt, die Suche nach Toten dauert noch an.
Die spanische Regierung hat den Opfern des verheerenden Unwetters der vergangenen Woche Hilfen in einer Gesamthöhe von 10,6 Milliarden Euro zugesagt. Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte für die betroffenen Haushalte und Unternehmen unter anderem Direkthilfen und Bürgschaften an. Dieses Hilfspaket sei "nur ein erster Schritt", betonte Sánchez. Die Maßnahmen seien ab sofort gültig und würden mit "größtmöglicher Schnelligkeit" erfolgen.
Die Flutopfer sollen demnach bis zu 72.000 Euro bei Erwerbsunfähigkeit, zwischen 20.000 und 60.000 Euro für die Reparatur von beschädigten Wohnungen und bis zu 2.300 Euro für den Austausch von Möbeln und Geräten bekommen. Für Unternehmen gibt es zudem Direkthilfen zwischen 10.000 und 150.000 Euro.
"Transformationsplan" gegen den Klimawandel
Zudem will die Regierung die Notfallausgaben betroffener Kommunen für die Verteilung von Hilfsgütern und die Säuberung überschwemmter Straßen zu 100 Prozent übernehmen. Über diese Soforthilfen hinaus arbeite die Regierung auch an langfristigen Maßnahmen, sagte der Ministerpräsident. Neben einem "Wiederaufbauplan" für die betroffenen Gebiete sei auch ein "Transformationsplan" erforderlich, um die Anpassung der Region an den Klimawandel voranzubringen.
Derzeit sind fast 15.000 Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleute im Einsatz, die nach Vermissten suchen, Hilfsgüter verteilen, Schlamm und Trümmer beseitigen und die beschädigte Infrastruktur reparieren, wie Sánchez mitteilte. Bei der Suche nach den Vermissten setzen sie neben schwerem Gerät auch Drohnen und Spürhunde ein.
Mehr als 200 Tote
Trotz der inzwischen auf Hochtouren laufenden Bergungs- und Aufräumarbeiten sind - eine Woche nach den verheerenden Unwettern - viele Straßen der über 60 schwer betroffenen Gemeinden in der Region Valencia immer noch mit Schlamm bedeckt. Vielerorts türmen sich Müll, kaputte Möbel und aufgestapelte Autos, wie die Kameras des TV-Senders RTVE und anderer Medien zeigten.
Die Suche nach Opfern konzentriert sich inzwischen auf Tiefgaragen und andere überflutete unterirdische Einrichtungen wie Tunnel und Passagen. Oberirdisch gibt es den Behörden zufolge keine Leichen mehr. Es wird befürchtet, dass einige Opfer in Flussmündungen oder ins Mittelmeer gespült wurden, wie RTVE berichtete. Die Such- und Bergungsarbeiten werden mittlerweile von einem Amphibienschiff der Marine unterstützt.
Bei dem Unwetter starben nach der vorläufigen offiziellen Bilanz mindestens 215 Menschen, die meisten davon in der Region Valencia. Diese Opferzahl wurde zuletzt leicht nach unten korrigiert. Es gibt aber noch sehr viele Vermisste.
Wut auf die Behörden
Bei den Aufräumarbeiten verkündete die Regierung erste Erfolge: Straßen und Bahnstrecken würden nach und nach repariert, das Telefonnetz sei zu 60 Prozent wiederhergestellt, sagte der Minister für Territorialpolitik, Angel Víctor Torres. Das Stromnetz sei inzwischen fast vollständig repariert und mehr als 90 Prozent der Menschen haben auch wieder Gas, ergänzte die Sprecherin der Rettungskräfte in Valencia, Rosa Touris.
Viele der Betroffenen werfen den Behörden vor, dass sie zu spät vor den Unwettern gewarnt worden seien und die Bergungs- und Aufräumarbeiten zu langsam angelaufen seien. Bei einem Besuch von Sánchez, des spanischen Königspaars und des Chefs der Regionalregierung im Katastrophengebiet brüllten Demonstranten "Mörder" und warfen Schlamm in Richtung der Besucher.