Frankreich Spendenaktion für Polizisten löst Kritik aus
In Frankreich wird Geld gesammelt für die Familie des Polizisten, der in Frankreich einen 17-Jährigen erschossen hat - mit einigem Erfolg. Das sorgt für Kritik: Diese Spendenaktion diene nicht zur Beruhigung der Lage, so der Justizminister.
Eine Spendenaktion für den Polizisten, der in der vergangenen Woche im französischen Nanterre einen 17-Jährigen erschossen hat, hat am Vormittag bereits mehr als 920.000 Euro erreicht. Damit ist die Summe um ein Vielfaches höher als die Spenden für die Familie des Getöteten. Der französische Justizminister Éric Dupond-Moretti kritisierte im Sender France Inter, diese Aktion diene nicht der Beruhigung der Lage.
Im Interview mit Radio France Info war dem Städtebau-Minister Olivier Klein, selbst einmal Bürgermeister in Clichy-sous-Bois, wo 2005 die Vorstadtunruhen ausgebrochen waren, offenbar unbehaglich, nach der Sammlung gefragt zu werden: "Das ist nicht Thema der Regierung. Und wenn die extreme Rechte so was initiiert, dann macht sie das nicht ohne Hintergedanken. Unsere Priorität ist aber, zur Ruhe zurückzukehren."
Der linke Abgeordnete David Guiraud reagierte erbost. "Die Botschaft lautet also: Tötet Araber, und Ihr werdet Millionär", schrieb er auf Twitter.
"Le Figaro": Messiha prahlt mit seiner Aktion
Der Spendentopf war von Jean Messiha, einem Unterstützer des rechtsextremen Politikers Éric Zemmour, eingerichtet worden. Ziel sei die Unterstützung der Familie des Polizisten, "der seine Arbeit getan hat und nun einen hohen Preis zahlt", heißt es in der Kampagne.
Mehr als 40.000 Menschen beteiligten sich bislang an der Spendenaktion "für die Familie des Polizisten von Nanterre", die höchste anonyme Einzelspende beträgt 3000 Euro. Messiha zeigte sich auf Twitter erfreut, dass sein Aufruf mehr Spenden eingebracht habe als eine Spendenaktion zugunsten der Familie des getöteten 17-Jährigen.
Nach Angaben der Zeitung "Le Figaro" scheint Messiha mit der Aktion in Konkurrenz zu einem Spendenaufruf für die Mutter des getöteten Jungen treten zu wollen. Die Plattform GoFundMe erklärte, dass die Spendenaktion nicht gegen ihre Regeln verstoße. "Das Geld geht direkt an die Familie", sagte ein Unternehmenssprecher der Zeitung.
Polizist ist in Untersuchungshaft
Der 17-jährige Nahel war am Dienstag in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Die Beamten hatten zunächst angegeben, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Erst als sich von Medien verifizierte Videobilder des Vorfalls in den sozialen Netzwerken verbreiteten, rückten sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen ab.
Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet. Seitdem wird Frankreich von heftigen Unruhen erschüttert, jede Nacht kommt es zu Plünderungen, Brandanschlägen und Hunderten von Festnahmen.
Mit Informationen von Stefanie Markert, ARD-Studio Paris