Nach Schusswaffenangriff in Prag Tschechien trauert um die Toten
Nach dem Schusswaffenangriff an der Prager Karls-Universität gedenkt Tschechien mit einer Staatstrauer der Toten und Verletzten. Flaggen wehten auf halbmast, es gab eine Schweigeminute. Die Suche nach dem Tatmotiv geht weiter.
Mit einer eintägigen Staatstrauer gedenkt Tschechien kurz vor Weihnachten der Toten und Verletzten nach dem verheerenden Schusswaffenangriff an der Prager Karls-Universität. An öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Rathäusern wehten die Fahnen auf halbmast und waren mit einem schwarzen Band versehen.
Schweigeminute und Trauergottesdienste
Der liberalkonservative Regierungschef Petr Fiala hatte die Menschen für 12 Uhr mittags zur einer Schweigeminute aufgerufen. Der Einzelhandel wollte sich dem anschließen. Im ganzen Land läuteten die Kirchenglocken. Die meisten Advents- und Kulturveranstaltungen wurden abgesagt. Die Fernsehsender änderten ihr Programm.
Im Veitsdom auf der Prager Burg fand ein zentraler Trauergottesdienst statt, an dem auch Präsident Petr Pavel teilnahm. Für jedes Opfer wurde eine Rose zum Altar gebracht. "Wir versuchen alle, ein Paradies auf Erden zu errichten, aber die Realität des Lebens zeigt uns, dass das Böse existiert", sagte der Prager Erzbischof Jan Graubner.
Vor den Universitätsgebäuden in Prag legten Menschen weiter Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Aus vielen Teilen der Welt trafen Bekundungen des Mitgefühls ein. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb bei X: "Europa steht in dieser schwierigen Zeit bei euch."
Möglicher Zusammenhang mit weiteren Taten
Ein 24-jähriger Student der Karls-Universität hatte am Donnerstag zuerst 14 Menschen im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät erschossen und danach sich selbst.
Die Bluttat hatte über die Landesgrenzen hinweg Entsetzen ausgelöst. Der Schütze wird auch mit dem Tod seines Vaters in Verbindung gebracht, dessen Leiche kurz vor dem Schusswaffenangriff in seinem Haus in der Nähe von Prag entdeckt worden war.
Außerdem gibt es Anhaltspunkte, dass er für den mysteriösen Mord an einem jungen Mann und dessen zwei Monate alter Tochter verantwortlich ist. Die Tat war am 15. Dezember in einem Wald in einem Prager Vorort verübt worden. Der 24-Jährige soll über ein ganzes Waffenarsenal verfügt haben. Über das Tatmotiv herrscht nach wie vor Unklarheit. Bereits am Donnerstag hatte Tschechiens Innenminister Vit Rakusan erklärt, es gebe keine Hinweise auf einen Zusammenhang zum internationalen Terrorismus. Die Ermittlungen gehen weiter.
Die tschechische Polizei nahm seit der Tat vier Menschen fest, weil sie entweder mit einer Nachahmung der Tat drohten oder diese befürworteten. Bis mindestens Neujahr wird die Polizei einige Orte verstärkt bewachen, darunter mehrere Schulen, wie Polizeichef Martin Vondrasek ankündigte.
Erste Namen der Toten veröffentlicht
Unterdessen wurden die ersten Namen der Todesopfer bekannt gegeben, darunter den der Leiterin des Instituts für Musikwissenschaft der Karls-Universität, Lenka Hlavkova. Aus vielen Teilen der Welt trafen Trauerbekundungen ein.
In der Vergangenheit war Staatstrauer unter anderem 2011 nach dem Tod des früheren tschechoslowakischen und tschechischen Präsidenten Vaclav Havel ausgerufen worden.