T-Rex-Auktion in Zürich Saurier-Popstar zu verkaufen
In Zürich wird heute erstmals in Europa das Skelett eines Tyrannosaurus rex versteigert. Zuschlagen könnte ein Museum, aber auch private Sammler haben offenbar Interesse. Letzteres führt zu Kritik.
Fast vier Meter hoch und mehr als elf Meter lang: Der Tyrannosaurus rex, der heute Abend versteigert wird, ist nichts für die Abstellkammer. Erst recht nicht bei dem Preis: Das Auktionshaus Koller in Zürich schätzt, dass das Skelett umgerechnet rund fünf bis acht Millionen Euro wert ist.
Wer so viel Geld locker macht, bekommt laut Auktionskurator Christian Link aber auch etwas dafür: "Der T-Rex ist der Popstar". Er sei der berühmteste Dinosaurier aller Zeiten. "Ein richtiger Sammler braucht einen T-Rex", sagt er.
Hälfte der Knochen sind Originale
"Trinity" - also "Dreieinigkeit" - wurde dieser T-Rex getauft. Und "Trinity" ist nicht nur ein Popstar, sondern auch eine ziemliche Wundertüte. Zum einen, weil er nicht nur ein Tyrannosaurus rex ist, sondern aus den Knochen von drei verschiedenen Exemplaren besteht. Daher rührt der Name "Trinity".
Außerdem sind nur die Hälfte der Knochen Originale; der Rest ist nachgebildet. Ein übliches Vorgehen bei Dinosaurierskeletten, versichert das Auktionshaus Koller. Rückendeckung gibt der Wissenschaftler Dennis Hansen vom Naturmuseum der Universität Zürich, der die Auktion begleitet.
Hansen nennt dieses Verfahren sehr kreativ, aber das machten sehr viele Museen. "Es ist sehr, sehr selten, das ganze Skelett eines Tieres zu finden", sagt er. Öfter finde man nur den Schädel, das Becken oder den Schwanz.
Weggeschlossen in einer Privatvilla?
Das Museum of Natural History in New York und das Naturkundemuseum in Berlin sind stolz auf ihre berühmten T-Rex-Skelette. Spätestens seit Steven Spielbergs Science-Fiction-Klassiker "Jurassic Park" ist der Tyrannosaurus rex der unumstrittene Star der Dinosaurier. Hansen bezeichnet die Skelette als eine "Einstiegsdroge". Man begeistere die Leute für etwas Großes und Tolles.
Es gibt aber auch andere Stimmen aus der Museumslandschaft und Wissenschaft: Ein Stück 65 Millionen Jahre alte Erdgeschichte - weggeschlossen in einer Privatvilla von Superreichen? Die Vorstellung sorgt für Aufregung. Denn dann hätten weder Wissenschaft noch Öffentlichkeit etwas davon, sagen Forscher.
Denn Dinoüberbleibsel sind rar. Nur 30 bis 40 einigermaßen intakte Tyrannosaurus-rex-Skelette wurden bisher ausgegraben - alle in Amerika. Und das US-Recht ist da relativ klar: Wer das Land besitzt, besitzt auch die Dinoskelette, die dort gefunden werden. Auch der Besitzer von "Trinity" ist eine Privatperson, die anonym bleiben möchte.
Hansen: Private Sammler wollen teilen
Die Befürchtung, dass die Wissenschaft verliert, wenn Privatsammler gewinnen, teilt der Forscher Hansen allerdings nicht. Einige Käufer kauften die Skelette nicht, um sie zu verstecken, sondern, um sie mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Hansen verweist dabei auf das T-Rex-Skelett "Tristan Otto", das Sammler dem Museum für Naturkunde in Berlin überließen. Wenn private Käuferinnen und Käufer sich engagierten, könne zudem auch Geld für die Forschung anfallen.
Auktionshaus: Eine Handvoll Interessenten
Das Züricher Auktionshaus Koller gibt sich noch schmallippig, wer "Trinity" heute Abend kaufen wird. "Eine Handvoll" Interessenten gebe es, heißt es nur. Darunter seien sowohl öffentliche Institutionen als auch private Sammler.
Auktionskurator Link gibt sich jedenfalls gelassen. Er gehe jede Wette ein, dass "Trinity" in einem Museum lande. Das Skelett sei schlicht zu groß, um neben einem Steinway-Flügel Platz zu haben.