Auf dem Weg nach Großbritannien Fünf Migranten ertrinken im Ärmelkanal
Fünf Menschen sind nach Angaben französischer Medien bei der Überquerung des Ärmelkanals gestorben. Etwa 100 Menschen wurden gerettet - nur wenige Stunden nachdem Großbritannien sein neues Abschiebeabkommen billigte.
Fünf Migranten sind laut französischen Medienberichten bei der Überquerung des Ärmelkanal in Richtung Großbritannien gestorben. Nach Angaben der Zeitung Voix du Nord wurden die Leichen am Strand von Wimereux in Nordfrankreich entdeckt - unter ihnen soll sich ein Kind befinden.
Etwa 100 Migranten wurden gerettet und an Bord eines französischen Marineschiffs gebracht. Sie werden in den Hafen von Boulogne gebracht, so die Zeitung. Die Rettungsaktion dauere an - es seien Hubschrauber und Boote im Einsatz, so die Regionalzeitung.
Großbritanniens Abschiebe-Deal mit Ruanda
Nur wenige Stunden bevor die Toten entdeckt wurden, billigte das britische Parlament das Vorhaben von Premierminister Rishi Sunak, Migranten, die per Boot in Großbritannien ankommen, nach Ruanda abzuschieben.
Das neue Gesetz ermöglicht es Großbritannien, Schutzsuchende ohne Aufenthaltspapiere nach Ruanda abzuschieben, damit sie dort ihr Asylverfahren durchlaufen. Dies soll laut der britischen Regierung zur Abschreckung von Geflüchteten und Schleusern dienen. Damit das Gesetz in Kraft tritt, muss König Charles sein Einverständnis geben. Dies wird in den kommenden Tagen erwartet.
Durch die Neuregelung wird Ruanda künftig als sicheres Land eingestuft. Damit wird ein juristisches Vorgehen gegen die Abschiebungen erschwert. Die ersten Flüge sollen innerhalb der nächsten zehn bis zwölf Wochen starten, teilte die britische Regierung mit.
Kritik am Abschiebeplan
Menschenrechtsgruppen bezeichneten das Gesetz als unmenschlich und grausam. Die UN haben die britische Regierung aufgerufen, ihren Plan zu überdenken. Das umstrittene Vorhaben bedrohe die Rechtsstaatlichkeit und stelle "weltweit einen gefährlichen Präzedenzfall" dar, erklärte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Türk.
Stattdessen solle Großbritannien "praktische Maßnahmen ergreifen, um irreguläre Flüchtlings- und Migrantenströme auf der Grundlage internationaler Zusammenarbeit und der Achtung der internationalen Menschenrechtsnormen zu bewältigen".
Flucht über den Ärmelkanal
Jährlich versuchen zehntausende Menschen, in kleinen Booten über den Ärmelkanal von Frankreich aus nach Großbritannien zu gelangen. Laut der britischen Regierung ist die Zahl der irregulären Überfahrten im vergangenen Jahr um ein Drittel auf knapp 30.000 zurückgegangen, nachdem sie 2022 mit etwa 45.000 einen Höchststand erreicht hatte.
Zuletzt war im März eine Siebenjährige ertrunken, die in einen Kanal fiel, der in den Ärmelkanal mündet. Das Boot war mit 15 Menschen übervoll gewesen und kenterte.