Norwegen Zwergwal stirbt in Forschungseinrichtung
In einer Testanlage auf den Lofoten soll das Hörvermögen von Walen erforscht werden - nun ist dort ein Zwergwal ums Leben gekommen. An dem Forschungsprojekt gab es von Anfang an Kritik von Walschützern.
In Norwegen ist ein Zwergwal in einem Testbereich eines Forschungsinstituts umgekommen. Die Anlage im Meer der Inselgruppe der Lofoten sei von starken Winden und Gezeitenströmungen getroffen worden - die Forscher hätten den toten Wal entdeckt, als sie die Schäden begutachten wollten, hieß es vom Forschungsinstitut des norwegischen Verteidigungsministeriums (FFI). Das Tier habe sich in einem Absperrnetz verfangen und sei ertrunken.
Das Unglück gehe dem gesamten Forschungsteam sehr nahe, erklärte FFI-Chefforscher Petter Kvadsheim. Das norwegisch-amerikanische Forschungsprogramm sei vorerst gestoppt worden.
Tests zum Hörvermögen der Wale
In der Anlage wird das Hörvermögen von Meeressäugern untersucht. Das Unwetter sei während der Vorbereitungen für die diesjährigen Tests aufgetreten. "Dass wir nun vor Beginn der diesjährigen Versuche einen Zwergwal verloren haben, weil die Testanlage bei einem Unwetter beschädigt wurde, ist das Schlimmste, was passieren konnte", sagte Kvadsheim.
Die bei den Versuchen gewonnenen Erkenntnisse sollen nach Angaben des Instituts helfen, Grenzwerte für menschengemachten Meereslärm festzulegen. Wale sind auf ihren Wanderungen durch die Meere auf die Kommunikation per Schallwellen angewiesen - Lärm von Schiffen, Bohranlagen und anderen menschlichen Quellen bedeutet Stress für die Tiere und kann zu Desorientierung führen.
Mit Netzen sollen die Wale auf den Lofoten abgefangen werden. Nach einigen Stunden sollen sie wieder freigelassen werden.
Scharfe Kritik an Projekt - Tiere stammten aus der Wildnis
Doch das auf vier Sommer angelegte Forschungsprojekt stand von Anfang an in der Kritik, denn die Versuchswale sind keine in Gefangenschaft geborenen Tiere, sondern werden aus der Freiheit für einige Stunden eingefangen und den Tests unterzogen. Dafür wurden im Meer Absperrnetze gespannt, um die Tiere abzufangen.
Wegen Sorgen vor Stress und Verletzungen hatte die Walschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) bereits im Mai 2021 im Namen Dutzender Forscher gefordert, dass die Tests gestoppt werden.
Ein grausames und sinnloses Experiment habe einen Wal nun schon vor dem eigentlichen Beginn der Testphase das Leben gekostet, kritisierte die Organisation. "Dieser Verlust ist unglaublich traurig und unnötig", sagte Astrid Fuchs von WDC Deutschland. "Wir hoffen, dass die norwegische Regierung die richtigen Konsequenzen zieht und die Genehmigungen für die diesjährige Test-Saison umgehend zurücknimmt."