Streit mit Russland Weitere Diplomaten müssen Tschechien verlassen
Im Streit mit Russland ist Tschechiens Ultimatum verstrichen. Der tschechische Außenminister forderte den Kreml nun auf, die Zahl russischer Diplomaten in Prag massiv zu reduzieren.
Nach Verstreichen eines Ultimatums an Russland hat Tschechien die Ausweisung weiterer russischer Diplomaten angekündigt. Der neue Außenminister des NATO- und EU-Mitgliedstaats, Jakub Kulhanek, gab diese Entscheidung bekannt.
Er erklärte, der Kreml habe bis Ende Mai Zeit, die Größe seiner diplomatischen Vertretung in Prag auf das Niveau der tschechischen Botschaft in Moskau zu reduzieren. Dort sind nur noch fünf Diplomaten vor Ort. Laut der Nachrichtenagentur dpa könnte die Maßnahme zahlreiche Russen betreffen. "Tschechien ist ein selbstbewusstes Land und verhält sich demgemäß", sagte Kulhanek.
Moskau: Vorwurf der "Hysterie"
Zuvor hatte Prag Russland erfolglos aufgefordert, die Rückkehr aller ausgewiesenen tschechischen Diplomaten an die Moskauer Botschaft zu ermöglichen. Die Vertretung gilt als kaum noch arbeitsfähig.
In Moskau reagierte man verärgert auf das Ultimatum. Der Kreml in Moskau sprach von "Hysterie". Das tschechische Vorgehen sehe man "extrem negativ", sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
Ausweisungen auf beiden Seiten
Der politische Konflikt hatte am Samstag mit schweren Anschuldigungen Tschechiens begonnen. Das Land wirft russischen Geheimdiensten vor, für Explosionen in einem Munitionslager in Vrbetice im Osten des Landes im Jahr 2014 verantwortlich zu sein. Dabei waren zwei Menschen gestorben. Ministerpräsident Andrej Babis nannte es einen "beispiellosen terroristischen Anschlag".
Ein Kremlsprecher sprach hingegen zuletzt von absurden und völlig unbegründeten Anschuldigungen. Beide Länder wiesen bereits am Wochenende gegenseitig Botschaftsangehörige aus - Prag 18 Russen und Moskau 20 Tschechen. Beobachter sprechen vom schwersten Konflikt zwischen beiden Staaten seit Jahrzehnten.
Unterstützung der NATO-Partner
Die NATO-Partner sicherten Tschechien unterdessen ihre Unterstützung zu. Die 30 Staaten erklärten ihre "volle Solidarität" mit der Regierung in Prag, wie das Militärbündnis mitteilte. Die Alliierten zeigten sich dabei "zutiefst besorgt über die destabilisierenden Handlungen Russlands" auch in anderen Ländern des Bündnisses. Konkrete Schritte gegen Moskau wurden aber nicht angekündigt.