Selenskyj zu Angriffen in Kursk "Russland soll spüren, was es getan hat"
Seit ein paar Tagen stoßen ukrainische Truppen bei Kursk auf russischen Boden vor. Nun hat sich Präsident Selenskyj erstmals indirekt dazu geäußert: Russland solle den Krieg spüren. In der Nacht griff Kiew zudem mit Drohnen an.
Nach dem Vorstoß ukrainischer Truppen in der russischen Grenzregion im Gebiet Kursk gibt es aus Kiew nun erste mögliche Erklärungen zu dem Überraschungsangriff. "Russland hat den Krieg in unser Land gebracht und soll spüren, was es getan hat", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen in Kiew verbreiteten Videobotschaft.
Dabei erwähnte der Staatschef die andauernden Kämpfe ukrainischer Soldaten auf russischem Gebiet im Raum Kursk jedoch nicht konkret.
In dem Gebiet an der Grenze zur Ukraine finden seit Dienstag Gefechte zwischen ukrainischen und russischen Truppen statt. Ukrainische Truppen sollen inzwischen mehrere russische grenznahe Ortschaften kontrollieren.
Artillerieschlag auf russische Militärkolonne
Östlich der Kreisstadt Rylsk sollen ukrainische Soldaten in der Nacht eine russische Militärkolonne ins Visier genommen haben. Anwohner machten schwer verifizierbare Aufnahmen von brennender Militärtechnik und verbreiteten diese über soziale Netzwerke. Es wurde von mehreren Einschlägen berichtet.
Auf einem weiteren am Morgen aufgenommenen Video, das die Folgen dieses Vorfalls zeigen soll, sind gut ein Dutzend teils ausgebrannte Militärlaster zu sehen. Unabhängige Bestätigungen dafür gibt es bislang nicht.
Militärbeobachter bestätigten jedoch, dass die Kämpfe im Kursker Gebiet in der Nacht nicht nachließen. Beide Seiten sollen Reserven herangezogen haben. Über Frontverschiebungen gibt es keine verlässlichen Informationen.
Neue Drohnenangriffe in der Nacht
Auch das russische Hinterland griff die Ukraine in der Nacht erneut an: Die dortigen Behörden meldeten einen groß angelegten Drohnenangriff auf Lipezk - eine Region rund 200 Kilometer von der Grenze entfernt. "Lipezk ist einer massiven Drohnenattacke ausgesetzt", wurde der Gouverneur des Gebiets, Igor Artamonow, von der russischen Staatsgagentur Tass zitiert.
Er habe den Notstand erklärt, um die Folgen der massiven Explosionen zu beseitigen, schrieb Artamonow bei Telegram. Vier Dörfer um den Militärflughafen wurden evakuiert. In Lipezk und im Umland wurde der öffentliche Nahverkehr gestoppt.
Es kam wegen Schäden an einer Energieanlage zu Stromausfällen. Sechs Menschen seien infolge der Angriffe verletzt worden. Der Militärflughafen liegt gut 280 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.
Die ukrainische Armee bestätigte den Drohnenangriff am Morgen. Dabei seien "Depots mit Lenkbomben und andere Einrichtungen im Bereich des Luftwaffenstützpunkts" getroffen worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. "Es brach ein Großbrand aus, und es wurden mehrere Detonationen gemeldet", hieß es weiter.
Luftalarm auch in anderen Regionen
Luftalarm wurde ebenfalls in den benachbarten Gebieten Kursk, Brjansk, Belgorod und Woronesch ausgelöst. Mehr als 70 Drohnen seien abgefangen worden, teilten die russichen Behörden mit.
Auch auf der annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim wurden Angriffe verzeichnet. Drei Drohnen und eine Rakete des Typs "Neptun" seien über dem Meer vor der Hafenstadt Sewastopol abgeschossen worden, teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Großstadt, Michail Raswoschajew, mit. Zudem seien auch drei Seedrohnen zerstört worden. Über Schäden ist bislang nichts bekannt.