UNESCO-Weltwasserbericht 2,2 Milliarden Menschen ohne sauberes Trinkwasser
Sauberes Trinkwasser ist eine überlebenswichtigste Ressource - zu der weltweit noch immer mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang haben. Aus Sicht der UN droht Wasserknappheit zunehmend Konflikte zu schüren.
Die Vereinten Nationen haben sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu einer sanitären Grundversorgung bekommen sollen. Doch noch liegt dieses Ziel in weiter Ferne: Zahlen des aktuellen Weltwasserberichts der UNESCO zufolge leben nach wie vor etwa 2,2 Milliarden Menschen ohne eine sichere Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Circa 3,5 Milliarden Frauen, Männer und Kinder können keine sauberen Sanitäranlagen benutzen.
"Aus heutiger Sicht werden wir die Nachhaltigkeitsziele für die Wasser- und Sanitärversorgung verfehlen", warnte Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der deutschen UNESCO-Kommission mit Blick auf diese Zahlen. Derzeit leidet laut dem Bericht mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung zumindest saisonal unter Wasserknappheit. Ein Viertel aller Menschen sei einem "extrem hohen Wasserstress" ausgesetzt, da sie mehr als 80 Prozent des jährlichen erneuerbaren Süßwasservorrats in ihrer Region verbrauchen.
Und der Verbrauch an Süßwasser nimmt weltweit zu - Schätzungen der UNESCO zufolge pro Jahr um knapp ein Prozent. Dabei entfällt der höchste Verbrauch mit etwa 70 Prozent des aus dem natürlichen Kreislauf entnommenen Süßwassers auf die Landwirtschaft. Allerdings sind es vor allem die Industrie mit aktuell etwa 20 Prozent und die privaten Haushalte mit zehn Prozent, die immer mehr Süßwasser verbrauchen.
Höheres Risiko von Infektionskrankheiten
Die Folgen von Wasserknappheit zeigen sich auf vielfältige Weise, warnen die Vereinten Nationen. Zum einen gehe die fehlende Versorgung mit sauberem Trinkwasser in Krisenregionen mit einem steigenden Risiko von Krankheiten einher, heißt es vom Kinderhilfswerk UNICEF. Der Geschäftsführer der Organisation in Deutschland, Christian Schneider, betonte:
Fehlendes oder verschmutztes Wasser kann für Kinder genauso gefährlich sein wie Bomben und Granaten.
Betroffen seien derzeit vor allem Kriegs- und Konfliktgebiete wie der Gazastreifen, die Ukraine oder der Sudan. Allein dort haben laut UNICEF derzeit etwa 19 Millionen Menschen, darunter 7,4 Millionen Kinder, keinen sicheren Zugang zu Wasser. Die Folge: Infektionskrankheiten drohen sich immer stärker auszubreiten. Seit Januar haben sich die Cholera-Verdachtsfälle im Sudan mehr als verdoppelt.
UN halten Kriege um Wasser für möglich
Zum anderen droht die Wasserknappheit die Gefahr von Konflikten weltweit zu schüren. Bislang habe sich Wasser zwar nicht zu einem "signifikanten Auslöser" für Auseinandersetzungen entwickelt. Doch je knapper die Ressource werde, desto größer sei das Risiko für Streitigkeiten. "Unter anderem aufgrund des Klimawandels gibt es immer mehr Wasserknappheit, mehr Konflikte und es besteht die Gefahr, dass es in Zukunft auch Kriege um Wasser geben könnte", sagte Sonja Köppel, Leiterin des Sekretariats der UN-Wasserkonvention, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Und "fast immer sind es die ärmsten und schwächsten Gruppen, deren Wohlergehen und Existenz am stärksten gefährdet sind", heißt es im Weltwasserbericht weiter. Ein Beispiel seien die Folgen der Entwässerung von Sumpfgebieten in der Sahelzone in Afrika, die in der Region zu Streitigkeiten über den Zugang zu Wasser und fruchtbarem Land geführt hätten.
Wasser als Friedensstifter
Die Vereinten Nationen rufen angesichts dieser Entwicklungen zu mehr internationaler Zusammenarbeit im Ringen um eine gute Wasserversorgung auf - gerade im Fall einer grenzüberschreitenden Wassernutzung. Solche Kooperationen könnten Spannungen aus Sicht der UN sogar entgegenwirken. "Wir konnten in den vergangenen Jahren und sogar Jahrhunderten sehen, dass gemeinsames Wassermanagement eine Rolle als Friedensstifter gespielt hat", sagte Köppel weiter.
Die Anrainerstaaten des Flusses Sava etwa - also Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie Serbien - hätten kurz nach dem Ende des Krieges 2002 ein internationales Abkommen geschlossen, in dem es unter anderem um den Austausch von Daten etwa über Wasserqualität und -quantität ging. Dies habe zu weiterer Kooperation und zur Befriedung der Region geführt.