Burkina Faso Terror mit Wasserknappheit
Hilfsorganisationen in Burkina Faso schlagen Alarm: Unbekannte Täter sollen dort Wasseranlagen sabotieren, Wasserstellen gezielt verunreinigen und Transporte attackieren. Mehr als eine Viertelmillion Menschen seien Opfer eines "Wasserkriegs".
Vor allem in Djibo im Norden Burkina Fasos sollen Pumpen und Bohrlöcher gezielt zerstört worden sein: In der Stadt befinden sich Hunderttausende, die bereits vor Terror und Gewalt geflohen sind. Aminata kommt aus der Stadt und ist vor Terrorgruppen in die Hauptstadt Ouagadougou geflohen, erzählt sie dem französischen Nachrichtensender "France 24": "Sie kamen in unsere Nachbarschaft, um uns zu sagen, wir hätten 24 Stunden, um zu gehen. Aktuell weiß ich nicht mal genau, wo meine Familie ist. Ich weiß nur, dass sie weg und am Leben sind." In Ouagadougou könne sie nicht bleiben: "Meine ganze Familie ist in Djibo: mein Mann, meine Kinder, meine Mutter."
Die Situation in Djibo sei höchst alarmierend, sagt Marine Olivesi, Sprecherin des norwegischen Flüchtlingsrates in Burkina Faso. Sie beobachtet die Entwicklungen mit Sorge. "In der Stadt Djibo standen der Bevölkerung vor Beginn der Angriffe im Februar etwa drei bis sechs Liter Wasser pro Tag und Person zur Verfügung", berichtet sie - die Weltgesundheitsorganisation beziffert den Wasser-Mindestbedarf eines Menschen auf sieben Liter am Tag. "Seit diesen Angriffen haben die Menschen die Hälfte des verfügbaren Wassers verbraucht. Das heißt, ein Mensch in Djibo hat derzeit weniger als drei Liter Wasser pro Tag."
32 Vorfälle seit Februar
Doch das Problem weitet sich mittlerweile auch über Djibo hinaus aus. Fast 300.000 Menschen seien von diesen Wasser-Angriffen direkt betroffen, erzählt Olivesi. Dabei fehle es an vielen Orten sowieso schon an Medikamenten und Lebensmitteln.
Dann kamen die Wasserattacken - seit Februar seien 32 Vorfälle dokumentiert worden. "Diese Vorfälle nehmen verschiedene Formen an: die Zerstörung von Wasserstellen, Tanklastwagen, absichtliche Verunreinigung von Wasserstellen durch Tierkadaver, die wir in Brunnen gefunden haben - Sabotage mit elektrischen Generatoren", erklärt sie.
"All diese Angriffe haben dazu beigetragen, die bereits bestehende Wasserknappheit zu verschärfen und die Zivilbevölkerung vom Zugang zu Wasser abzuschneiden und damit die humanitäre Bedürftigkeit im Land zu verschärfen - für Geflüchtete und Einheimische.”
Auch NGO bei Arbeit eingeschränkt
Über Konvois sollen die Bewohner von Djibo nun versorgt werden. Doch trotz der Bemühungen spricht Michel Malika von Ärzte ohne Grenzen in Burkina Faso von einer katastrophalen humanitären Krise. Denn auch Hilfsorganisationen gerieten so an ihre Grenzen: "Auch für Ärzte ohne Grenzen ist Wasser wichtig für unsere Arbeit, für unsere Strukturen, die wir unterstützen, für die medizinischen Stationen und Krankenhäuser."
Nichtregierungsorganisationen sprechen mittlerweile von einem gezielten Wasserkrieg gegen die Bevölkerung: Terroristische Gruppen und bewaffnete Banden nutzten Wasser als Waffe. Ihr vermeintliches Ziel: die ohnehin schwierige Sicherheitslage im Land weiter zu verschlechtern. Seit 2015 kommt es dort immer wieder zu extremistischen Anschlägen. Es geht um Terror im Namen eines radikalen Islam, aber auch um die Kontrolle über Drogengeschäfte.
Burkina Faso gilt unter Experten als Transitland für Terroristen in Richtung der westafrikanischen Küstenstaaten. Im Grenzgebiet von Burkina Faso und den Nachbarstaaten Mali und Niger operieren diverse Milizen und Banden. Eigentlich ist Burkina Faso reich an Goldvorkommen - trotzdem zählt der westafrikanische Staat laut den Vereinten Nationen zu den ärmsten Ländern der Welt.