Gestohlener Van Gogh aufgespürt Das Millionen-Gemälde in der IKEA-Tüte
Jahrelang war der "Pfarrgarten von Nuenen" verschollen. Nun hat ein Kunstdetektiv das Van-Gogh-Gemälde aufgespürt. Das Millionen-Werk war eingewickelt in ein Kopfkissen und verpackt in einer IKEA-Tüte.
Den kostbaren Kunstschatz trägt Arthur Brand in einer blauen IKEA-Tasche die steile Holztreppe zu seinem Wohnzimmer hoch. Ein Video zeigt, wie er es auf dem Sofa auspackt. Das Gemälde ist mit Folie umwickelt und steckt in einem Kopfkissen. Der Kunsthistoriker atmet tief durch - nicht erschöpft, sondern erleichtert. In den Händen hält er den "Pfarrgarten von Nuenen im Frühjahr" - 1884 von Vincent van Gogh gemalt, wenn es denn das Original ist.
"Jetzt geht es darum: Ist er echt oder nicht", sagt Brand. "Deshalb schaue ich mir die Rückseite an mit einigen Aufklebern. Ich habe ein Foto vom Original und kann schauen, ob das übereinstimmt." Kurz darauf kommt er zu dem Schluss: "Das ist er: Vincent van Gogh ist zurück. Was für ein Tag."
Das 25 mal 57 Zentimeter große Gemälde zeigt in einem breiten Querformat den Blick über den Garten des Pfarrhauses von Nuenen.
Kunstraub mit Motorrad
Dreieinhalb Jahre lang hat der Kunsthistoriker und Detektiv van Goghs "Frühlingsgarten" gesucht. Im März 2020 hatte ein Kunstdieb das berühmte Werk aus einem Museum in Laren unweit von Amsterdam geklaut. Es hing dort während der Corona-Pandemie als Leihgabe des Groninger Museums.
Mit einem Vorschlaghammer schlug der Täter nachts die gläserne Eingangstür des Museums ein, raubte das Gemälde und flüchtete mit einem Motorrad.
"Die Polizei kam damals durch abgehörte Telefongespräche sehr schnell den Tätern auf die Spur", erzählt Brand. "Die sind mittlerweile alle gefasst worden." Der Dieb habe acht Jahre Gefängnis bekommen - auch der Mittelsmann wurde gefasst - und der Auftraggeber habe bereits damals im Gefängnis gesessen. Nur das Gemälde blieb verschollen.
Tippgeber meldete sich beim Kunstdetektiv
Kunstgegenstände würden von Verbrechern gerne als Tausch angeboten, um Komplizen freizupressen oder mildere Haftstrafen auszuhandeln, erzählt Brand in einem Radio-Interview. Verhandlungen über eine Herausgabe des Bildes seien damals gescheitert.
In der Zwischenzeit seien wegen des Diebstahls aber schon so viele Personen verhört oder festgenommen worden, dass im kriminellen Milieu offenbar niemand mehr etwas mit dem Werk zu tun haben wollte. Also musste es weg. Schließlich meldete sich bei dem renommierten Kunstdetektiv ein Tippgeber, der unter der polizeilichen Zusage, anonym bleiben zu dürfen, anbot, den van Gogh zurückzugeben.
"Es war deutlich, dass diese Person selbst nichts mit dem Diebstahl zu tun hatte", sagt der Ermittler. "Und letztlich habe ich dann genug Vertrauen aufbauen können, um ihn dazu zu bringen, das Gemälde bei mir abzugeben."
Weitestgehend guter Zustand
Andreas Blühm, der deutsche Direktor des Groninger Museums als Eigentümer des Werkes, hat die abenteuerliche Gemälde-Übergabe aus der Nähe miterlebt, schildert Brand: "Er wartete bei mir zu Hause um die Ecke in einem Café. Natürlich nervös, unsicher, ob alles klappt. Und nach fünf Minuten kam er dann zu mir hoch, um das Werk auf seine Echtheit zu kontrollieren."
Das Bild habe ein wenig gelitten, erklärte Blühm später. Es befinde sich aber weitestgehend in einem guten Zustand.
Wert von drei bis sechs Millionen Euro
Bis der "Frühlingsgarten" nach Groningen zurückkehrt, kann es noch etwas dauern. Zunächst wird das Gemälde im Amsterdamer Van Gogh Museum genauer untersucht.
Vincent van Gogh hatte das Gemälde während eines zweijährigen Aufenthalts bei seinen Eltern in Nuenen, unweit von Eindhoven gemalt. Dort erlebte er eine enorm kreative und schöpferische Phase.
In dem kleinen Dorf in Noord-Brabant ist ein Viertel seines Gesamtwerks entstanden, darunter fast 200 Gemälde. Darunter auch die berühmten "Kartoffelesser" und der jetzt wieder aufgetauchte Pastoratsgarten seines Vaters. Experten schätzen den Wert des Ölgemäldes auf drei bis sechs Millionen Euro.