Abschied von Benedikt XVI. "Ein großer historischer Moment"
Bis Mittwoch können Gläubige Abschied von Benedikt XVI. im Petersdom nehmen. Besucher müssen mit vier Stunden Wartezeit rechnen. Doch das ist es ihnen wert, um dem früheren Kirchenoberhaupt die letzte Ehre zu erweisen.
Einige Gläubige kamen schon mitten in der Nacht, die meisten aber, als es hell wurde auf dem Petersplatz. "Wir kamen hier um 7:30 Uhr an, da war die Schlange noch ziemlich kurz. Als sie die Kirchentüren öffneten, war es 9:06 Uhr und gegen 9:26 Uhr waren wir beim Leichnam. Es ging also alles ziemlich schnell und problemlos", erzählt Mountain Piutoric.
Der gebürtige Amerikaner, der seit zehn Jahren in Rom lebt, ist einer von vielen, die sich heute aufgemacht haben, um dem verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. die letzte Ehre zu erweisen. Am frühen Morgen war sein Leichnam in einem Kleinbus von dem ehemaligen Kloster, in dem er die vergangenen zehn Jahre gelebt hatte, zum Petersdom gebracht worden. Dort liegt er vor dem großen Altarraum, gekleidet in ein rot-goldenes Gewand, mit der Mitra auf dem Kopf und einem Rosenkranz in den Händen.
Schlangen werden immer länger
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella war kurz vor 9 Uhr bei ihm. Auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni war unter den Trauergästen. Vor der Kirche sind die Schlangen immer länger geworden, für den Römer Andrea war es dennoch wichtig, zu kommen.
"Uns bedeutet es viel, einen Bezugspunkt für die Doktrin, für den Glauben zu haben", erzählt er. Benedikt XVI. sei ein großer Theologe gewesen. "Er hat es geschafft, mit der Masse zu kommunizieren, mit allen, auf jeder Ebene. Er war ein großer Mann und ich glaube, es ist angebracht, ihm die letzte Ehre zu erweisen."
Auch Besucher aus Deutschland
Mittlerweile müssen die Menschen rund vier Stunden einkalkulieren, um zu Benedikt zu kommen. Die Behörden erwarten bis zu 35.000 Gläubige am Tag, die Basilika ist jeden Tag bis 19 Uhr geöffnet. Auch aus Deutschland sind Männer, Frauen und Kinder angereist, wie Tassilo Wanner aus Augsburg.
"Ich glaube, es ist ein großer historischer Moment, einen deutschen Papst verabschieden zu können", sagt Wanner. "Und einen, der der Welt sehr, sehr viel gegeben hat, uns gelehrt hat, wie Glaube und Vernunft auch im 21. Jahrhundert zusammengehören."
Enge Vertraute nahmen Abschied
Der emeritierte Papst war am Silvestervormittag im Vatikan gestorben. Bis gestern Abend hatten sich noch enge Mitarbeiter und Vertraute von ihm in der Hauskapelle verabschiedet. Nun kann jeder ihm die letzte Ehre erweisen, bis Mittwochabend. So wie Immacolata. "Für mich ist er nie weg gewesen. Er war immer unser Papst und deshalb denke ich, dass wir ihm diese Ehrerbietung schulden", sagt sie.
Sie kenne keinen anderen Papst und habe keine Angst, das zu bekennen. "Meines Erachtens ist die Kirche mit Franziskus in Gefahr und deshalb will ich Benedikt die Ehre erweisen."
Papst Franziskus hält Messe ab
Am Donnerstagvormittag wird auf dem Petersplatz die Trauerfeier stattfinden, Papst Franziskus wird sie halten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich bereits angekündigt, auch viele deutsche Bischöfe werden anreisen. Aus Bayern, seiner Heimat, wollen Weggefährten Benedikts XVI. ebenso kommen wie Regierungschef Markus Söder.
Es ist ein großes Ereignis, nicht nur für Katholiken, wie Marina aus Rom bekennt. "Ich bin nicht wirklich katholisch. Ich bin nur hier, bei einem historischen Moment dabei zu sein."