Fünf Euro Eintrittsgeld Tagesbesucher lassen Venedigs Einnahmen sprudeln
Die Eintrittsgebühr von fünf Euro hält offenbar die Tagestouristen nicht davon ab, Venedig zu besuchen. Schon in den ersten acht Tagen der Probephase gab es Einnahmen von rund 700.000 Euro - viel mehr als erwartet.
Als eine der ersten Städte der Welt verlangt Venedig von Tagesbesucherinnen und -besuchern seit vergangener Woche Eintritt. Doch die Gebühr von fünf Euro scheint sie nicht abzuschrecken: Die Einnahmen aus dem Eintrittsgeld haben die Erwartungen der Stadtverwaltung übertroffen.
Wie der Corriere della Sera berichtet, wurden innerhalb von acht Tagen rund 700.000 Euro eingenommen. Dieser Betrag war eigentlich für die gesamte Dauer der Erprobungsphase von 29 Tagen veranschlagt worden. Seit der Einführung hätten fast 145.000 Menschen die Eintrittskarten gebucht.
Ausnahmen für Einwohner und Übernachtungsgäste
Venedig testet derzeit seine Tagestickets in einem elftägigen Block vom 25. April bis 5. Mai sowie an den meisten Wochenenden bis 14. Juli. In diesem Zeitraum muss sich Tagesbesucherinnen und -besucher über ein Portal registrieren und fünf Euro Eintritt bezahlen.
Befreit sind Einwohnerinnen und Einwohner Venedigs und der Region Venetien, Übernachtungsgäste und Menschen, die in der Lagunenstadt arbeiten, studieren, zur Schule gehen und an Sportwettbewerben teilnehmen. Auch Pflegebedürftige und Angehörige von Residenten sind von der Gebühr ausgenommen.
Stadt plant Erhöhung auf zehn Euro
Mit den gesammelten Daten aus der 29-tägigen Testphase möchte die Stadtverwaltung eine langfristige Zugangsbeschränkung organisieren. Im nächsten Jahr soll die Anzahl der anmelde- und zahlungspflichtigen Tage steigen, zudem der Zugang in das historische Zentrum Venedigs begrenzt werden.
Darüber hinaus ist eine Erhöhung der Gebühr von fünf auf zehn Euro pro Person geplant. Verschiedene Gruppierungen protestierten gegen die Registrierung der Venedig-Besucher. Dabei steht der Umgang mit den personenbezogenen Daten im Mittelpunkt der Kritik.
Massentourismus gefährdet Altstadt
Mit etwa 15 Millionen Gästen pro Jahr gehört die italienische Lagunenstadt zu den meistbesuchten Reisezielen der Welt. Der Massentourismus bringt den Venezianern viel Geld in die Kassen, macht ihnen inzwischen aber auch schwer zu schaffen.
Vergangenes Jahr war Venedig kurz davor, von den Vereinten Nationen auf eine Rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gesetzt zu werden. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen. Manchen Gebäuden ist anzusehen, wie ihnen der Tourismus zu schaffen macht. Sogar der Markusturm bröckelt.
Einnahmen für Sanierungen vorgesehen
Die Einnahmen sollen deshalb später einmal auch dafür genutzt werden, um Kanäle, Straßen und Gebäude zu sanieren. Der Tourismusbeauftragte der Stadt, Simone Venturini, nannte am vergangenem Donnerstag ausdrücklich als Ziel, in Zeiten mit erfahrungsgemäß besonders vielen Gästen Tagesbesucher abzuschrecken.
Bereits zum Zeitpunkt der Einführung der Tagesgebühr erklärten Venedig-Besucher in Straßenumfragen ohne Ausnahme, sich von fünf Euro nicht abhalten zu lassen. Andere viel besuchte Städte wie Amsterdam, Barcelona oder Dubrovnik verfolgen genau, welche Erfahrungen Venedig macht.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es, dass Venedig die erste Stadt der Welt wäre, die eine Eintrittsgebühr verlangt. Das ist so nicht richtig. So müssen etwa im Kathmandu-Tal in Nepal ausländische Besucherinnen und Besucher für den historischen Teil der Stadt eine Eintrittsgebühr bezahlen.
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