Flüchtlingsdrama auf Touristeninsel Erste Zuflucht Kos
Die griechische Küstenwache hat binnen drei Tagen mehr als 4000 Flüchtlinge in der Ägäis aufgegriffen. Häufig werden sie auf kleine Ägäis-Inseln wie Kos geleitet, die auch beliebte Urlaubsziele sind. Doch die kleinen Inseln sind mit den vielen Flüchtlingen überfordert.
Am Strand der griechischen Ägäis-Insel Kos liegen bereits die ersten Touristen beim Sonnenbad. Ein paar Meter weiter waschen Flüchtlinge Wäsche im Meer - ungewöhnliche Szenen auf der Urlaubsinsel zu Beginn der Feriensaison. Derzeit kommen täglich Dutzende neue Flüchtlinge hier an, in kleinen Booten, vom türkischen Festland aus. Das liegt in Sichtweite nur wenige Kilometer entfernt von Kos.
Manche Boote erreichen mit eigener Kraft den Strand. Viele Flüchtlinge aber werden von Schleppern in kleinen Schlauchbooten kurz vor der Küste abgesetzt; die griechische Küstenwache nimmt die Menschen dann an Bord und bringt sie an Land: "Erst Kinder, dann Frauen und zuletzt die Männer", sagt ein Offizier der griechischen Küstenwache den Neuankömmlingen.
"Die Schlepper fühlen sich als Herrscher der Meere"
Einer seiner Kollegen schüttelt den Kopf und fragt: Wohin soll das führen? Früher hätten sie Flüchtlingsboote zurückgedrängt an die türkische Küste. Jetzt aber gebe die EU die Losung aus: Alle Flüchtlinge werden gerettet und an Land gebracht. Die Folge, so meint der Offizier der griechischen Küstenwache: "Die Schlepper fühlen sich als Herrscher der Meere und setzen immer mehr Flüchtlinge auf Schlauchbooten aus."
Das frühere Hotel Captain Elias auf Kos stand lange leer und ist eigentlich reif für den Abriss. Doch nun dient es als Durchgangslager für Flüchtlinge aus Syrien, aus Eritrea oder Afghanistan. Von dort, aus Afghanistan, stammt Imran: "Es ist sehr schlecht hier, sehr dreckig", sagt der 21-Jährige. "Schauen Sie sich nur den ehemaligen Pool im Hotelgarten an. Im Pool ist kein Wasser, nur jede Menge Plastik-Müll."
Weiterreise nach Athen - oder Deutschland
Immerhin hat er ein Dach über dem Kopf; Viele andere müssen im Freien schlafen. Die Behörden wollen die Flüchtlinge so schnell wie möglich zum Festland schicken, nach Piräus, dem Hafen vor den Toren Athens. Auf den Touristen-Inseln sollen die Flüchtlinge nicht bleiben. Die meisten wollen eh noch viel weiter, nach England, nach Skandinavien, nach Deutschland - dort hoffen sie auf Arbeit.
Auf den regulären Ägäis-Fähren reicht der Platz allerdings nicht mehr aus. Die griechische Regierung überlegt bereits, ob die Marine mit Transportschiffen aushelfen soll, damit die Flüchtlinge die Inseln schneller verlassen können. Manche Flüchtlinge haben Glück, sie bekommen schon nach ein oder zwei Tagen einen Platz auf der Fähre nach Piräus.
Andere aber warten schon knapp zwei Wochen - wie Farid, Vater von vier Kindern, aus Afghanistan: "Wir haben kein Wasser, keine Unterkunft, keinen Strom und kein Brot", klagt er. Viele Probleme hätten sie hier auf Kos, sagt Farid. Es sind allerdings Probleme, die die griechischen Behörden nicht lösen können, heißt es auf der Insel. Es seien einfach zu viele Flüchtlinge. Beim Flüchtlingsdrama auf der Touristeninsel müsse schon die gesamte EU helfen, sagen die griechischen Behörden.