Nach Terroranschlägen von Paris Eine Spur führt in die Region Aachen
Nach den Anschlägen von Paris führt eine Spur auch nach Deutschland. In der Nähe von Aachen wurden nach Polizeiangaben zwei Frauen und ein Mann festgenommen. Die Suche nach den Verantwortlichen läuft international mit Hochdruck.
In Alsdorf bei Aachen hat ein Sondereinsatzkommando drei Verdächtige festgenommen - zwei Frauen, einen Mann. Die Ermittler erhoffen sich von ihnen neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris.
"Wir haben Hinweise bekommen, dass sich einer der Gesuchten im Zusammenhang mit Paris möglicherweise in unserem Bereich aufhält", teilte ein Polizeisprecher mit. Die drei sollen gegen 9.30 Uhr vor einem Jobcenter in Alsdorf festgenommen worden sein. Ihr Fahrzeug sei auf der Zufahrtstraße vor dem Parkplatz gestoppt worden.
Noch seien die Identitäten der Frauen und des Mannes ungeklärt, so die Polizei. Die Vernehmungen laufen. Laut ARD-Korrespondentin Charlotte Gnändiger handelt es sich bei dem Festgenommenen offenbar nicht um den gesuchten Verdächtigen Salah Abdeslam.
Spur nach Österreich und Deutschland
Schon zuvor war öffentlich geworden: Ein Verdächtiger reiste am 9. September über Deutschland nach Österreich. Es handelt sich nach Angaben des ORF um den international gesuchten 26-jährigen Abdeslam, den Bruder eines Selbstmordattentäters von Paris. Er soll sich Anfang September auch zeitweise in Deutschland und Österreich aufgehalten haben, hieß es vom Wiener Innenministerium. Abdeslam sei in Begleitung von zwei weiteren Männern gewesen. Ihre Identität ist unklar.
Der Belgier Salah Abdeslam wird mit Haftbefehl gesucht. Ein Sondereinsatz der Polizei mit Hausdurchsuchungen hatte am Montag keinen Erfolg gebracht. Die belgische Polizei veröffentlichte heute ein neues Fahndungsfoto des 26-Jährigen und warnte: "Salah Abdeslam wird als gefährlich eingestuft und könnte schwer bewaffnet sein." Wer wisse, wo sich Abdeslam aufhalte, solle sich bei der Polizei melden.
Belgien veröffentlicht Namen von Terrorverdächtigen
Von zwei am Samstag verhafteten Terrorverdächtigen veröffentlichte die belgische Polizei unterdessen die Namen: Es handelt sich um den 27-jährigen Mohammed Amri und Hamza Attouh, 21 Jahre alt. Sie stammen ebenfalls aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Das berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Den Männern wird im Zusammenhang mit den Anschlägen vorgeworfen, an einem Terroranschlag und einer terroristischen Vereinigung beteiligt gewesen zu sein. Ob bei Durchsuchungen Sprengstoff in den Wohnungen der Verdächtigen gefunden wurde, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen.
Ein Drahtzieher der Attacken könnte der gesuchte belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud sein. Der 28-Jährige, der als meistgesuchter Islamist Belgiens gilt, soll sich zuletzt in Syrien aufgehalten und dort für den IS gekämpft haben. Auch dass es noch weitere Hintermänner gibt, schließen französische Behörden nicht aus: "Wir wissen nicht, ob es Komplizen jener gegeben hat, die getötet haben", sagte Premierminister Manuel Valls.
Hausdurchsuchungen in Frankreich
In Frankreich gab es Hausdurchsuchungen im gesamten Land. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, 128 Wohnungen und Häuser seien überprüft worden. Landesweit seien 115.000 Polizisten und Soldaten mobilisiert worden. Bereits am Montag hatte es Razzien in ganz Frankreich gegeben. 23 Menschen wurden festgenommen und 31 Waffen gesichert, darunter eine Panzerfaust und ein Raketenwerfer.
Im 18. Arrondissement von Paris stellte die Polizei ein Auto sicher, das möglicherweise bei der Vorbereitung der Anschläge genutzt wurde. Nach Angaben von Polizeikreisen wurde der schwarze Renault Clio im Vorfeld der Attentate auf der Autobahn 1 gesichtet, die Paris mit Belgien verbindet. Es seien aber weitere Untersuchungen notwendig.
Cazeneuve nahm die Sicherheitsbehörden gegen Kritik in Schutz. Die Anschläge seien im Ausland vorbereitet worden und die Attentäter hätten Menschen mobilisiert, die den französischen Diensten nicht bekannt gewesen seien.
Aus Sicherheitsgründen wurde der Eiffelturm erneut geschlossen. Trotz der hohen Polizeipräsenz könne man derzeit die Sicherheit nicht gewährleisten. Der Eiffelturm war schon einmal nach den Anschlägen abgesperrt worden, Besucher konnten ihn seit gestern Nachmittag wieder besichtigen.
Frankreich wird EU-Budgetziel verfehlen
Um den Einsatz der Sicherheitsbehörden zu unterstützen, kündigte der französische Premier an, die Mittel für Polizei, Gendarmerie und Geheimdienst aufzustocken. Den Behörden müssten "noch nie dagewesene Mittel" zur Verfügung gestellt werden, sagte Valls. Da im Gegenzug nicht bei anderen Ressorts gekürzt werde, werde Frankreich "zwangsweise" seine europäischen Haushaltsziele nicht einhalten können. "Wir müssen das annehmen und Europa muss das verstehen", sagte Valls.
Präsident Francois Hollande hatte am Montag in seiner Rede vor dem Parlament bereits die Schaffung von 8500 neuen Stellen bei den Sicherheitsbehörden und in der Justiz angekündigt.