Ein Jahr nach der Katastrophe Japan schweigt und gedenkt der Opfer
Mit einer Schweigeminute haben die Japaner ihrer Opfer der Tsunami-Katastrophe von vor einem Jahr gedacht. Um 14.46 Uhr Ortszeit (06.46 Uhr MEZ) hatte am 11. März 2011 ein Erdbeben der Stärke 9,0 das Land heimgesucht. Durch den dadurch ausgelösten Tsunami starben 19.000 Menschen. In Fukushima kam es zum größten nuklearen Unglück seit Tschernobyl.
Von Peter Kujath, ARD-Hörfunkstudio Tokio
1200 geladene Gäste hatten sich in Tokio zur zentralen Gedenkveranstaltung versammelt. Es waren vor allem Angehörige der rund 19.000 Opfer der Erdbeben und Tsunami-Katastrophe, die in Japan offiziell das "große Ost-Japan Beben" genannt wird.
Um 14.46 Uhr, exakt zu dem Zeitpunkt, als sich das Erdbeben der Stärke 9,0 vor einem Jahr ereignete, verharrten die Menschen im ganzen Land in einer Minute der Stille, um an das Leid zu erinnern, das die dreifache Katastrophe über den Nordosten Japans gebracht hatte.
Kaiser Akihito spricht Mitgefühl aus
In seiner kurzen Ansprache auf der zentralen Gedenkveranstaltung in Tokio betonte der japanische Kaiser Akihito: "Es ist ein Jahr vergangen seit dem großen Ost-Japan-Beben. Viele Menschen haben dadurch ihre geliebten Angehörigen verloren." Den Betroffenen sprach der Tenno sein tiefes Mitgefühl aus. Neben den Folgen der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe ging er auch kurz auf den Atomunfall ein und betonte zum Schluss, dass ein Leben in Sicherheit das Wichtigste ist.
Tenno Akihito konnte an der Veranstaltung nur kurz teilnehmen, weil er sich von einer Bypass-Operation erholen muss. Aber es war ihm ein wichtiges Anliegen, persönlich zu sprechen. Das kaiserliche Paar war bereits im April in die betroffenen Gebiete gereist, hatte den Menschen in den Turnhallen Mut zugesprochen. Das rechnen die Japaner dem Staatsoberhaupt hoch an.
Auch der Einsatz der Jieitai, der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte, wird von beinahe 100 Prozent der Bevölkerung positiv bewertet. Unmittelbar nach der Katastrophe versorgten sie Verletzte, suchten in den Trümmern nach Überlebenden und unterstützten die obdachlos gewordenen Menschen.
Die Politiker in Tokio schneiden hingegen wesentlich schlechter ab. Weniger als 10 Prozent zeigen sich mit der Arbeit der Regierung zufrieden. Premierminister Yoshihiko Noda sagte während seiner Ansprache auf der zentralen Gedenkfeier in Tokio: "Wir werden alle notwendige Hilfe bereitstellen, um die betroffenen Gebiete zu unterstützten."
Es gehe darum, bei dem Wiederaufbau der Heimat zu helfen, um diese Orte zu sicheren und zu lebenswerten Plätzen zu machen. Der Kampf gegen die Atomkatastrophe gehe ebenfalls weiter, betonte er.
Tepco entschuldigt sich erneut
Unter den Gästen war auch der Aufsichtsratsvorsitzende von Tepco, dem Betreiber des havarierten AKWs Fukushima 1. Das Erdbeben wie der Tsunami hatten die Stromversorgung in der Anlage unterbrochen. Da auch die Notstromgeneratoren betroffen waren, kam es in den Reaktoren zur mehrfachen Kernschmelze.
Der Energiekonzern veröffentlichte heute erneut eine Entschuldigung für die Ängste und Sorgen, die die Atomkatastrophe mit sich gebracht hat. Insgesamt waren rund 160.000 Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Trotz der zum Ausdruck gebrachten Anteilnahme kommen die Entschädigungszahlungen aber nur langsam voran.
In den drei am stärksten betroffenen Präfekturen in Iwate, Miyagi und Fukushima fanden eigene Gedenkveranstaltungen statt. In Ishinomaki legten die Menschen Blumen auf einem kleinen Hügel nieder, von dem aus man das heute ruhig daliegende Meer überblicken kann. Auf die Frage wie es ihr ein Jahr danach gehe, betonte eine Mutter, was für ein Glück es sei, dass sie alle gesund seien.