Nach Anschlag auf Hochzeitsfeier Türkei beschuldigt IS - und andere Terroristen
Wieder wird die Türkei zum Ziel eines blutigen Attentats. 51 Gäste einer kurdischen Hochzeitsfeier sterben. Der Anschlagsort liegt nahe der syrischen Grenze. Ankara vermutet den IS hinter dem Anschlag. Laut Präsident Erdogan war der Attentäter zwischen 12 und 14 Jahre alt.
Überall Krankenwagen, überall Schreie, überall Angst und Schrecken herrschten in der vergangenen Nacht im dicht bebauten Wohnviertel Bahcebey im Süden der Millionenstadt Gaziantep. Ein Anwohner in der aufgebrachten Menge hält einige kleine Metallkugeln in der Hand, Metallkugeln, die offenbar in der Bombe gesteckt hatten: "Hier, diese Kugeln haben unsere Menschen zerfetzt", ruft er - und fügt an: "Ich finde keine Worte."
In den Wänden der umliegenden Häuser klaffen viele frische Einschusslöcher, die von diesen Metallkugeln herrühren. Nach den bisherigen Ermittlungen hatte sich gestern Abend gegen 23 Uhr Ortszeit ein Selbstmordattentäter zwischen die Gäste einer Hochzeitsgesellschaft gemischt, als diese gerade zum Feiern auf die Straße gingen. Der Attentäter hatte offensichtlich eine Bombe mit großer Sprengkraft gezündet. Ein Anwohner berichtet: "Hier brach eine große Panik aus. Niemand wusste in dem Moment, was los war. Klar war nur, dass sich jemand in die Luft gesprengt hatte. In dieser Panik sucht jeder nach Familienmitgliedern, Freunden und Verwandten."
Hochzeit eines kurdischen Politikers?
Die prokurdische Partei HDP teilte mit, es habe sich um die Hochzeit eines ihrer Parteimitglieder gehandelt; deshalb seien viele HDP-Anhänger unter den Opfern. Zwar bekannte sich noch niemand zu dem Anschlag; türkische Politiker und Medien vermuten jedoch, dass die Terrormiliz IS hinter diesem Anschlag steckt.
Erdogan beschuldigt den IS - und andere Terrorgruppen
Auch Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, der IS sei der wahrscheinlichste Urheber dieses Anschlags. Er stellte jedoch einen Zusammenhang zu anderen Terrororganisation her und sagte, all diese Terrorgruppen würden untereinander in engen Beziehungen stehen und dasselbe Ziel verfolgen. Erdogan zielt mit dieser Äußerung nicht nur auf die Terrormiliz IS, sondern auch auf die kurdische PKK und auf die Bewegung des Predigers Gülen, die in der Türkei stets als "Gülen-Terror-Organisation" bezeichnet wird und die hinter dem Putschversuch vom 15. Juli stecken soll.
Gesundheitsminister Recep Akdag, der noch in der Nacht an den Tatort nach Gaziantep geeilt war, sagte: "Terrororganisationen folgen immer demselben Ziel - ganz gleich, wie ihre Namen lauten. Sie haben es auf den gesellschaftlichen Frieden abgesehen und sie wollen der Einheit des Volkes und der Integrität des Landes schaden. Wir hingegen sagen, dass wir das niemals zulassen werden. Diesmal sagen wir es aus Gaziantep."
In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in der Türkei viele Terroranschläge. Nach dem Attentat der vergangenen Nacht stehen die Menschen im Stadtteil Bahcebey in Gaziantep noch unter Schock und flehen, die Massaker sollen endlich aufhören.