Flüchtlingsroute Griechenland errichtet Barriere vor Lesbos
Griechenland will seine Insel Lesbos offenbar gegen Flüchtlinge abschotten. Schon Ende August soll eine schwimmende Barriere Boote davon abhalten, die Küste anzusteuern. Menschenrechtsgruppen üben scharfe Kritik.
Griechenland will in den kommenden Wochen eine schwimmende Barriere gegen Flüchtlinge vor der Insel Lesbos einrichten. Ziel sei es, die knapp drei Kilometer lange und über einen Meter hohe Barriere bis Ende August zu errichten, hieß es aus Kreisen des Verteidigungsministeriums.
Das Ministerium hatte im Januar eine Ausschreibung für die Installation von "schwimmenden Schutzsystemen" in der Ägäis veröffentlicht. Sie sollen Boote daran hindern, sie zu überqueren. Die geschätzten Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf eine halbe Million Euro.
Griechenland ist Hauptziel
Menschenrechtsorganisationen kritisiert das Vorhaben scharf. "Dieser Plan wirft beunruhigende Fragen darüber auf, wie Retter weiterhin den Menschen helfen können, die die gefährliche Überfahrt über das Meer wagen", erklärte Amnesty International.
Die schwimmende Barriere soll nordöstlich der Insel Lesbos errichtet werden. Hunderttausende Asylsuchende haben in den vergangenen Jahren von der Türkei aus kommend versucht, über das Meer Lesbos zu erreichen. Im vergangenen Jahr war Griechenland erneut das Hauptziel von Migranten und Flüchtlingen in Europa.
Lager sind völlig überfüllt
Nach UN-Angaben kamen fast 60.000 von ihnen über das Meer und fast 15.000 über den Landweg. Viele Lager auf den griechischen Inseln sind völlig überfüllt. Mehr als 33.000 Menschen leben in fünf Flüchtlingscamps auf den Inseln, die nur Kapazitäten für 5400 Menschen haben.
In Folge der Corona-Pandemie sind jedoch erheblich weniger Flüchtlinge und Migranten auf die Ägäischen Inseln gekommen. Seit April trafen nur 350 Menschen auf Lesbos ein. Menschenrechtsgruppen kritisierten in der Vergangenheit mehrmals, dass die Küstenwache regelmäßig Flüchtlingsboote aufs offene Meer zurückdrängt.
Mit Informationen von Thomas Bormann, ARD-Studio Athen