Stimmung in Griechenland Bange Blicke nach Brüssel
Mit sorgenvollen Blicken schauen die Griechen auf die Verhandlungen in Brüssel. In den Medien und auf der Straße gibt es kaum ein anderes Thema. Viele Menschen sind desillusioniert, viele sorgen sich vor der Zukunft. Von der "Stunde null" ist die Rede.
Mit sorgenvollen Blicken schauen die Griechen auf die Verhandlungen in Brüssel. In den Medien und auf der Straße gibt es kaum ein anderes Thema. Von der "Stunde null" ist die Rede.
Auf den großen griechischen Privatsendern Mega und Skai laufen Sondersendungen zu den Krisentreffen der Eurofinanzminister und Staats- und Regierungschefs in Brüssel. "Stunde null in Griechenland" ist bei Mega eingeblendet. Immer wieder gibt es Liveschalten zu den Korrespondenten vor Ort. Viele Leute auf der Straße sind desillusioniert. Sie erwarten nichts mehr von den Verhandlungen mit den Geldgebern. Viele andere haben Sorgen, dass mit einem Euro-Austritt Griechenlands alles noch viel schlimmer wird.
In den Sondersendungen war auch der Auftritt von Alexis Tsipras kurz vor Beginn des Sondergipfels zu sehen. Er sei gekommen, um einen Kompromiss zu schließen, sagte er. "Das schulden wir den Völkern Europas, die ein vereintes und kein geteiltes Europa wollen." Wenn es alle wollten, sei heute eine Einigung möglich.
Scheitern gewollt?
In Athen hatte Tsipras‘ Wirtschaftsminister am Morgen ein deutsches Regierungspapier über eine mögliche fünfjährige Euro-Auszeit Griechenlands als indiskutabel zurückgewiesen. Das sei ein politisches Manöver, um eine Einigung in der Gruppe der Euro-Finanzminister zu torpedieren, sagte Jiorgos Stathakis. Die Regierung in Athen kritisierte, dass einige Euromitgliedsländer auf ein Scheitern der Verhandlungen abzielten. Es sei offensichtlich, dass eine Gruppe von Ländern keine Einigung haben wolle, hieß es aus Regierungskreisen. Sie stellten die Vertrauenswürdigkeit Griechenlands in Zweifel, ohne konkret zu sagen, was Griechenland tun solle.
In Brüssel gibt es Zweifel, ob die griechische Regierung in der Lage ist, die in ihrem Programm vorgeschlagenen Reformen auch umzusetzen. Bei der Abstimmung im griechischen Parlament in der Nacht zum Samstag hatte Tsipras zwar eine deutliche Mehrheit erzielt. In seiner Syriza-Fraktion hatten aber 17 der 149 Abgeordneten mit nein gestimmt, sich enthalten oder waren gar nicht erst zur Abstimmung erschienen.
In Griechenland gibt es jetzt Spekulationen, dass Tsipras seine Regierung umbilden könnte, um die anstehenden Gesetze durch das Parlament zu bekommen - zum Beispiel die Rentenreform, die das linke Lager von Syriza vehement ablehnt. In griechischen Medien kursieren unterschiedliche Szenarien - von einer Regierung der nationalen Einheit mit den proeuropäischen Parteien bis hin zu Neuwahlen.