Johnsons Umgang mit Medien Gute Journalisten, böse Journalisten
Der Kommunikationschef des britischen Premiers Johnson hat gezielt Journalisten von einem Pressebriefing ausgeschlossen. Damit gerät Johnsons Umgang mit den Medien nicht zum ersten Mal in die Kritik.
Die Nationale Gewerkschaft der Journalisten Großbritanniens hat den Umgang von Premier Boris Johnson mit den Medien scharf kritisiert. Den Ausschluss von Pressevertretern nannte die Gewerkschaft einen "alarmierenden Vorfall". Die Regierung müsse diese Paranoia stoppen, forderte die Organisation.
Am Montag waren Korrespondenten einiger Medien von Johnsons Kommunikationschef Lee Cain aufgefordert worden, ein Pressebriefing zu verlassen, bevor es angefangen hatte. Die Journalisten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt - nur eine sollte am Treffen teilnehmen. Journalisten des "Independent", der "HuffPost", des "Mirror" und weiterer Medien wurden Berichten zufolge ausgeschlossen.
Johnsons Kommunikationschef Lee Cain (rechts) und der Politikberater Dominic Cummings bei einer Pressekonferenz in London
Journalisten protestieren gegen Ausschluss
Auf die Frage nach dem Grund für die Selektion sagte Cain, man könne informieren, wen und wann man wolle. Nachrichtenagenturen waren nicht zum Treffen geladen. Aus Protest gegen den Ausschluss verließen Angaben des "Guardian" zufolge auch alle anderen Journalisten das Treffen. Der Termin wurde abgesagt.
Bereits mehrfach hatte es Konflikte zwischen Johnson und den Medien gegeben. So war seine Rede an die Nation zum Brexit am 31. Januar von eigenen Mitarbeitern aufgezeichnet worden. Normalerweise übernehmen solche Aufgaben britische Fernsehsender.
Wie der "Guardian" schreibt, wurden Minister unterrichtet, sich nicht mehr mit bestimmten Journalisten zu treffen und einigen Medien keine Interviews mehr zu geben. Zudem soll Dominic Cummings, einer der wichtigsten Berater Johnsons, ein "Netzwerk von Spionen" beauftragt haben, Kontakte von Regierungsmitarbeitern zu Journalisten auszuforschen.
"Informationspolitik nach Autokraten-Manier"
Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte Johnsons Umgang mit Pressevertretern. "Das ist Informationspolitik nach Autokraten-Manier, die sich für die traditionsreiche britische Demokratie nicht gehört", so der DJV-Vorsitzende Frank Überall.
Der britische Premierminister sei schlecht beraten, wenn er den Kampf von US-Präsident Donald Trump gegen Journalisten zum Vorbild seiner Medienkontakte mache, kritisierte Überall. Er lobte das solidarische Verhalten von Korrespondenten etwa der BBC, die aus Protest gegen den Ausschluss ihrer Kollegen das Briefing verließen: "Gut, dass die Kollegen Johnson die Rote Karte zeigen. So geht das nicht."