Großbritannien nach dem Brexit Mit gemischten Gefühlen in die neue Zeit
Großbritannien ist raus aus der EU: Während die einen auf einen Wandel hoffen, nehmen es andere mit britischer Gelassenheit. Denn nun müssen London und die EU aushandeln, was dieses Raus eigentlich bedeutet.
Der Londoner Parliament Square am Tag danach. Zwei Möwen picken im Matsch herum, der Brexit hat hier im stundenlangen Regen angefangen. Die zehn großen Union-Jack-Fahnen wehen noch. Ansonsten ist hier nicht mehr viel los.
"Ich wäre gerne in der EU geblieben, aber ich glaube auch nicht, dass sich dramatisch was ändern wird", sagt ein Passant. Ein weiterer fügt hinzu: "Ihr in Deutschland habt Europa doch jetzt für Jahrhunderte unter Kontrolle, ihr seid jetzt die Größten."
Ein "historischer Moment"
Der Parliament-Square in der Nacht zuvor: 23 Uhr Ortszeit, Mitternacht in Deutschland. Ein bisschen Partynebel, kein Feuerwerk. Big-Ben ist nur vom Band zu hören. Nigel Farage, der Chef der Brexit-Partei, spricht auf der Bühne von einem "historischen Moment".
Um kurz nach elf spielt eine Band die Nationalhymne, die Musiker tragen rot-weiß-blaue Union-Jack-Anzüge. Es sei großartig, sagt eine Brexit-Befürworterin. Endlich hätten die Briten ihr Land zurück.
Bis zum Austritt hat es rund dreieinhalb Jahre gedauert. Es begann am 24. Juni 2016. BBC-Moderator David Dimbleby verkündete die Entscheidung des Brexit-Referendums. Großbritannien hatte für einen EU-Austritt gestimmt.
Zwei Unterhauswahlen, zwei Premierminister, und unzählige Parlamentsabstimmungen später tritt das Vereinigte Königreich schließlich aus der EU aus. Das sei ein "Moment der Hoffnung", sagt Premierminister Boris Johnson in einer Videonachricht.
Kein Ende, sondern ein Anfang
Offenbar auch für diese Frau, die den Brexit vor dem Parlament feiert - mit der Hoffnung, jetzt öffentlich zu ihrem Land stehen zu können. Es sei toll, sagt sie.
Brexit-Gegner versammeln sich auf kleineren, eher ruhigen Veranstaltungen im ganzen Land und zünden Kerzen an.
Premier Johnson will das Land seinen eigenen Worten zufolge jetzt einen und voranbringen. Ab Montag wollen er und die EU bekannt geben, wie sie sich die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen vorstellen. Das Wichtigste, was Johnson aber in der Brexit-Nacht zu sagen hat: Der EU-Austritt sei kein Ende, sondern ein Anfang.