Tödliche Krankheit in Indien "Schwarzer Pilz" bedroht Covid-Patienten
Inmitten der Corona-Pandemie muss Indien auch noch gegen den "Schwarzen Pilz" ankämpfen - eine oft tödliche, aber normalerweise seltene Krankheit, die nun tausendfach unter Covid-Patienten aufgetreten ist.
Seit Wochen leidet Indien unter der rasanten Ausbreitung des Coronavirus - nun kommt noch die gefährliche Pilzinfektion Mukormykose hinzu. Der "Schwarze Pilz" tritt als Komplikation bei Covid-19-Patienten auf, löst schwere Beschwerden aus und ist oft tödlich.
Eigentlich ist die Krankheit selten. Doch während der Corona-Pandemie kommt sie nun tausendfach in Indien vor. Mehrere Bundesstaaten haben den "Schwarzen Pilz" bereits zur Epidemie erklärt. Mehrere Städte, darunter auch die Hauptstadt Neu-Delhi, haben spezielle Krankenhausabteilungen für die wachsende Zahl von Mukormykose-Patienten eingerichtet.
Was ist der "Schwarze Pilz" für eine Krankheit?
Nach Angaben der US-Seuchenkontrollbehörde CDC wird die Krankheit durch Schimmelpilze ausgelöst, die in Erde und verwesendem, organischem Material wie verrottendem Laub gedeihen. Sie gelangen durch Einatmen oder über Hautverletzungen in den Körper und befallen dort in der Regel die Nebenhöhlen. In Krankenhäusern können sich die Pilze über Luftbefeuchter ausbreiten oder über Sauerstofftanks, die verschmutztes Wasser enthalten. Die Infektion ist aber nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
Wie gefährlich ist sie?
Die Pilzinfektion ist sehr aggressiv und muss schnell behandelt werden. Laut CDC liegt die Todesrate bei 54 Prozent, Infizierte sterben oft binnen weniger Tage. Die Krankheit geht häufig mit einer schwarzen Färbung der Nase einher. Durch die Infektion abgestorbenes Gewebe muss abgetragen werden, manchmal müssen Ärzte ihren Patienten Teile des Gesichts entfernen, damit der Pilz nicht ins Gehirn vordringt. Normalerweise kann das menschliche Immunsystem die Pilzinfektion abwehren, doch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem wie Transplantierte oder Krebspatienten können erkranken. Auch Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko.
Warum sind Covid-19-Patienten gefährdet?
Bei Corona-Patienten kann ein gefährliches Phänomen namens Zytokin-Sturm auftreten. Dabei reagiert das Immunsystem des betroffenen Menschen über und greift auch dessen Organe an. Einige Ärzte sehen auch die übermäßige Verabreichung von Steroiden (Kortison) an Corona-Patienten als Risikofaktor. "Die Leute haben angefangen, sie reichlich, übertrieben und unangebracht einzusetzen", sagt Srinath Reddy von der Public Health Foundation of India.
Wie viele Fälle gibt es?
In normalen Zeiten treten in Indien nur ein paar Dutzend Mukormykose-Fälle pro Jahr auf. Die Zeitung "Hindustan Times" gab die Zahl der Fälle unter Berufung auf ein Regierungsdokument nun mit mindestens 7250 an. Allein der Bundesstaat Maharashtra meldete mehr als 2000 Fälle, der Bundesstaat Gujarat zählte nach Behördenangaben rund 1200 Infektionen. Zur aktuellen Zahl der Todesopfer durch Mukormykose machen die Behörden bislang keine Angaben. Die "Hindustan Times" spricht von mindestens 219 Toten, doch die tatsächliche Zahl ist vermutlich deutlich höher.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
In Indien herrscht Knappheit an Amphotericin B, dem wichtigsten Medikament gegen Mukormykose. Die Regierung und die Pharmabranche des Landes haben Mühe, die Produktion hochzufahren. Der Gesundheitsaktivist Amulya Nidhi kritisiert, die indische Regierung habe es bereits versäumt, genug von Corona-Medikamenten wie Remdesivir bereitzustellen. Nun wiederhole sich dieser Fehler beim "Schwarzen Pilz". "Die Regierung hätte handeln müssen, als sie vom allerersten Fall erfuhr", sagt er.