Irans Präsident Rouhani in Italien Der 17-Milliarden-Euro-Besuch
Beim Besuch des iranischen Präsidenten Rouhani in Rom geht es um Milliarden. Italiens Ministerpräsident Renzi spricht schon von einer neuen Seidenstraße nach Teheran. Nichts soll Rouhani verärgern. So wurden nackte Figuren im Museum verhüllt, das Thema Menschenrechte nur gestreift.
Ministerpräsident Matteo Renzi empfing den Gast aus dem Iran in Roms guter Stube, auf dem Kapitol. In den berühmten Kapitolinischen Museen kann man zum Beispiel die wunderhübsche "Venus vom Esquilin" besichtigen. Doch Hassan Rouhani bekam die Marmorfigur aus dem ersten Jahrhundert vor Christus nicht zu sehen. Das Museum hatte die nackte Statuen komplett verhüllt. Aus Respekt vor der iranischen Kultur, wie das Protokoll mitteilen ließ.
Milliardenschwere Vereinbarungen
In dem großen Saal, in dem die unverdächtige Reiterstatue des Kaisers Marc Aurel ausgestellt ist, kommt es zu dem für den Gastgeber entscheidenden Moment des Besuchs. Befreit von den Auflagen der Sanktionen besiegeln italienische Manager milliardenschwere Vereinbarungen mit iranischen Regierungsvertretern. Die Firma Danieli zum Beispiel liefert Gerät und Material im Wert von 5,7 Milliarden Euro für die Ölförderung im Iran. Italiens Ministerpräsident schwärmt gar von einer neuen "Seidenstraße", die zwischen Teheran und Rom entsteht. Laut italienischen Regierungsvertretern wurden Verträge im Wert von 17 Milliarden Euro unterzeichnet.
"Italien und der Iran wollen die Gelegenheit nutzen, um eine neue Etappe unserer Freundschaft einzuleiten - auch auf den Gebieten, auf denen die Distanz noch weit erscheint", sagt Renzi. Auch bei delikaten Themen, wie den Menschenrechten haben wir bewiesen, dass es einen Dialog gibt, ein Gespräch - auch bei bilateralen Treffen, die es in letzter Zeit gegeben hat."
Kritik von Roms Oberrabbiner
Mehr will Renzi zum Thema "Menschenrechte" nicht sagen . An dem Tag, an dem "Amnesty International" berichtet, dass in der Islamischen Republik zahlreiche jugendliche Straftäter auf ihre Hinrichtung warten, preist Präsident Rouhani beim iranisch-italienischen Wirtschaftsforum sein Land als Garant für Sicherheit und Frieden in der Region. Giorgio Squinzi, Präsident des Industrieverbandes Confindustria, findet, dass sich wirtschaftliches und humanitäres Engagement nicht ausschließen: "Ich denke, dass intensivere Beziehungen auch zu einer Öffnung und einer Verbesserung führen, was die Menschenrechte im Iran angeht", sagt er. "Sie können positive Auswirkungen haben."
Kritik an dem Besuch Rouhanis gab es aus der jüdischen Gemeinde. Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni hatte mit Hinweis auf den anstehenden Holocaust-Gedenktag davor gewarnt, Holocaust-Leugner zu würdigen. Rouhanis Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad hatte die Judenvernichtung mehrfach in Zweifel gezogen. Rouhani selbst setzte in Rom auf versöhnliche Töne in Richtung Christentum und Judentum. "Der Koran lehrt uns, dass die Kirche, die Synagoge und die Moschee nebeneinander bestehen", sagte er. "Wir müssen zuerst die Kirche beschützen, dann die Synagoge und schließlich die Moschee. Das ist die Kultur der Toleranz, die uns der Koran lehrt."
Das Treffen mit Papst Franziskus war der Höhepunkt dieses Besuches von Rouhani in Italien. Eine symbolträchtige Begegnung, in der laut Vatikan auch über den Einsatz der Kirche für Menschenwürde und Religionsfreiheit gesprochen wurde. Irans Präsident verabschiedete sich von Franziskus mit der Bitte, die normalerweise der Papst formuliert: "Beten Sie für mich!"