Verhandlungen über umstrittenes Nuklearprogramm Atomexperten im Iran eingetroffen
Ein Expertenteam der Atomenergieagentur IAEA ist im Iran eingetroffen. Die Fachleute um Chefinspekteur Nackaerts wollen die Wiederaufnahme der Gespräche über das umstrittene iranische Atomprogramm erreichen. Um den Druck zu erhöhen, hatte die EU zuvor einen Boykott iranischen Öls vereinbart.
Ein hochrangiges Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ist im Iran eingetroffen. Das Team um Chefinspekteur Herman Nackaerts soll bis Dienstag versuchen, die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme der zum Stillstand gekommenen Gespräche über das umstrittene iranische Atomprogramm zu schaffen. Der Westen wirft dem Iran vor, am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Teheran behauptet, sein Atomprogramm habe friedliche Zwecke.
Unklar ist bislang, ob die Experten auch iranische Atomanlagen besuchen werden. Im Fokus steht zum Beispiel die lange geheim gehaltene unterirdische Anlage Fordo, die rund 160 Kilometer südlich von Teheran liegt. Die Anlage, in der Uran bis auf 20 Prozent angereichert werden soll, soll im Februar den Betrieb aufnehmen. Eine 20-prozentige Anreicherung reicht nicht zum Bau von Atomwaffen aus.
Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi äußerte sich optimistisch zu dem Besuch der IAEA-Experten, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete. Der Iran habe immer umfassend und eng mit der Atomenergiebehörde zusammengearbeitet und immer Transparenz hergestellt, sagte Salehi demnach vor einem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Addis Abeba. Er kündigte zudem an, dass der iranische Atomunterhändler Said Dschalili bald einen Brief an die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton schicken werde, in dem der Iran Zeit und Ort für neue Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm vorschlagen werde.
Iranisches Parlament berät über Öl-Lieferstopp
Im Streit um das Atomprogramm hatte die EU am Montag einen schrittweise in Kraft tretenden Stopp der Ölimporte aus dem Iran vereinbart. Es wird erwartet, dass das iranische Parlament seinerseits einen Stopp der Öllieferungen nach Europa beschließen wird. Die Entscheidung über einen entsprechenden Gesetzentwurf verzögert sich aber offenbar: Die halbamtliche Nachrichtenagentur ISNA meldete unter Berufung auf den iranischen Abgeordneten Ali Adiani Rad, Parlamentarier müssten sich vor der Abstimmung noch die Meinung von Experten einholen.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle rief die Machthaber in Teheran zur Mäßigung auf. "Beim Iran erleben wir eine ebenso bedauerliche wie gefährliche Eskalation der Worte", sagte Westerwelle der "Welt am Sonntag". "Es ist zu wünschen, dass die Verantwortlichen in Teheran endlich begreifen, dass sie den Schlüssel zur Reduzierung dieser Spannungen selbst in Händen halten."