Italiens neuer Senatschef La Russa Mussolini-Statue und Hitlergruß
Im Wohnzimmer Mussolini-Statuen, im Parlament ein Hitlergruß: Das ist Ignazio La Russa, der Mann, den Giorgia Meloni sich für die erste Personalie ausgesucht hat, Italiens neuer zweiter Mann im Staate.
Es ist gerade einmal vier Jahre her, dass Ignazio La Russa die Türen seiner Wohnung in Mailand für eine Homestory öffnete. Die Journalisten des "Corriere della Sera" staunten, als der Politiker sie in sein Wohnzimmer führte. Der jetzt zweithöchste Repräsentant Italiens präsentierte dort stolz eine Statue des faschistischen Diktators Benito Mussolini und erklärte: "Unter den Füßen des Führers liegt ein roter Stern. Es gibt hier also auch ein kommunistisches Symbol. Aber ich habe es ihm unter die Füße gelegt."
"Duce" - übersetzt: der Führer -: für La Russa eine selbstverständliche Wortwahl. Neben der Statue auf der Kommode zeigte La Russa dann an der Wand noch eine Plakette mit dem Konterfei Mussolinis. Zwei von vielen faschistischen Erinnerungsstücken in der Wohnung des Mannes, der nun im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit zum Senatspräsidenten und damit in das formal zweithöchste Amt des italienischen Staates gewählt wurde.
Provokation mit faschistischen Gesten
La Russa, der mit zweitem Vornamen, wie Mussolini, Benito heißt, ist seit Jahrzehnten eine Führungsfigur der italienischen Rechten. Häufig hat er in dieser Zeit Sympathien für Mussolini durchblicken lassen und gerne mit faschistischen Symbolen und Gesten provoziert. Vor fünf Jahren beispielsweise argumentierte La Russa im Parlament engagiert gegen ein geplantes Gesetz, mit dem der sogenannte römische Gruß, in Deutschland Hitlergruß genannt, auch in Italien als Straftat eingestuft werden sollte.
"Der Gesetzesvorschlag sieht vor, dass nicht nur die Verbreitung und so weiter und so weiter verboten ist", sagte La Russa damals. "Sondern auch eine bestimmte Gestik. Also seid künftig vorsichtig, den Arm über die Schulter zu heben." Und tat dann an dieser Stelle genau das: Er deutete im Parlament den Hitlergruß an. Während der Corona-Pandemie empfahl der heutige 75-Jährige den Gruß mit ausgestrecktem Arm anstelle eines Handschlags, weil dadurch keine Viren übertragen würden. Nach der öffentlichen Aufregung löschte La Russa diesen Tweet.
Opposition entsetzt von der Personalie
Oppositionspolitiker sind entsetzt darüber, dass Giorgia Meloni als erste personelle Weichenstellung nach ihrem Wahlsieg ausgerechnet ihn in das herausgehobene Amt des Senatspräsidenten bringt. Der Abgeordnete der Demokratischen Partei, Alessandro Zan, schüttelt den Kopf über die Personalie. "Ignazio La Russa als Senatspräsident ist ein erklärter Faschist, der zwischen Mussolini-Büsten schläft", sagte er. "Das ist von Seiten Giorgia Melonis sicherlich kein Auftakt, der Mut macht."
Unter Silvio Berlusconi war La Russa Verteidigungsminister. In den vergangenen Jahren ist der gebürtige Sizilianer mit der charakteristisch rauen Stimme zu einem der wichtigsten Vertrauten der jetzigen Wahlsiegerin geworden. Wie die angehende Regierungschefin war La Russa früher Mitglied des neofaschistischen MSI.
Auch im Rechtsbündnis nicht alle erfreut
In seiner Antrittsrede als Senatspräsident versicherte er, nun unparteiisch zu agieren und sowohl die Rechte der Mehrheit als auch der Opposition zu verteidigen. Zweimal allerdings zitierte La Russa auch seinen Vater. Dieser war unter Mussolini Vorsitzender der faschistischen Partei in seinem Heimatort und später - wie danach auch sein Sohn - Senator, für den neofaschistischen MSI. La Russa präsentierte seinen Vater in seiner Antrittsrede als ein Vorbild in Sachen Toleranz.
Ich habe angefangen, Politik zu machen, kurz nachdem ich geboren wurde. Mein Vater hat Politik gemacht und war, wie auch ich, Anwalt. Er hatte seine Ideen, die er nie verleugnet hat. Bei mir zu Hause hat man die Luft der Freiheit geatmet. Niemandem wurde es jemals vorgeworfen, wenn er nicht den rechten Ideen folgte, die zuhause vorherrschend waren.
Viele Oppositionssenatorinnen und -senatoren verfolgen La Russas ersten Auftritt als nun zweiter Mann im Staat mit zeitweise versteinerten Gesichtern. Meloni dagegen zeigte sich erfreut über die Wahl des, wie sie sagte, "Patrioten". In ihrem Rechtsbündnis sahen das nicht alle so. Einige Senatoren aus Berlusconis Partei Forza Italia haben La Russa in der Wahl die Gefolgschaft verweigert.