Kurzporträts der aussichtsreichsten Bewerber Die Kandidaten für die Präsidentenwahl in Ägypten
In Ägypten hat die Präsidentschaftswahl begonnen. Insgesamt stellen sich 13 Kandidaten zur Wahl für das höchste Amt im Staat. Unter ihnen sind ehemalige Regierungsmitglieder unter Ex-Diktator Mubarak, konservative Vertreter des Islam und reformorientierte Islamisten.
Von Hans Michael Ehl, ARD-Hörfunkstudio Kairo
Abdelmoneim Abulfuttuh
Lange Zeit war Abulfuttuh Mitglied im Führungszirkel der Muslimbruderschaft. Im vergangenen Jahr wurde er ausgeschlossen, weil er seine Kandidatur ankündigte, obwohl die Bruderschaft zuerst keinen Kandidaten ins Rennen schicken wollte. Der Ex-Muslimbruder gilt als moderater Islamist. So setzt er sich zum Beispiel für die Gleichberechtigung von Nichtmuslimen wie von Frauen im neuen Ägypten ein. Während der Proteste gegen Ex-Diktator Hosny Mubarak organisierte der Mediziner Abulfuttuh Notlazarette auf dem Tahrir-Platz in Kairo für Demonstranten, die von Sicherheitskräften und Mubarak-Schlägern angegriffen wurden.
Mohamed Mursi
Der 60-Jährige ist Vorsitzender der Partei Freiheit und Gerechtigkeit der Muslimbruderschaft, die im neuen ägyptischen Parlament fast die Hälfte aller Abgeordneten stellt. Mursi gilt als Vertreter eines eher konservativen Islams. 2006 verbrachte er sieben Monate im Gefängnis, weil er damalige Proteste gegen Wahlfälschungen unterstützte. Auch wegen seiner Teilnahme an den Anti-Mubarak-Protesten im Januar 2011 wurde Mursi kurzzeitig inhaftiert.
Ahmed Shafik
Shafik war Mubaraks letzter Ministerpräsident und war zuvor Minister für zivile Luftfahrt. Er gilt vielen Ägyptern als "Feloul", also als Profiteur des Mubarak-Regimes. Korruptionsvorwürfe gegen Shafik machten zuletzt die Runde im Zusammenhang mit dem Bau des Kairoer Flughafens.
Zudem soll er den Mubarak-Söhnen günstig Grundstücke verkauft haben. Shafik sieht sich als Kandidat, der im Amt bald für den wirtschaftlichen Aufschwung und für Sicherheit im Land sorgen kann.
Amr Mussa
Der ehemalige Außenminister Ägyptens und Ex-Generalsekretär der Arabischen Liga ist Karrierediplomat. Mussa gilt als liberal und kann vor allem auf die Unterstützung von Geschäftsleuten und Nicht-Muslimen zählen. In seiner zehnjährigen Amtszeit als Außenminister hat ihm besonders seine Israel-Kritik viele Sympathien eingebracht. Kritiker sehen ihn allerdings auch als Vertreter des Mubarak-Regimes, der keinen wirklichen Wandel in der ägyptischen Politik herbeiführen wird.
Hamdin Sabahi
Der Journalist stammt aus einfachen Verhältnissen. Als Parlamentsabgeordneter zu Mubaraks Zeiten hat er vehement gegen Korruption gekämpft. Sabahi ist ein ausgesprochener US- und Israel-Kritiker. Im Wahlkampf hat er vor allem mit seiner Forderung nach sozialer Gerechtigkeit gepunktet. 2011 hat er die Proteste gegen das Mubarak-Regime unterstützt. Kritisch gesehen wird aber sein früher enger Kontakt zu Diktatoren in der Region, wie Saddam Hussein und Muammar Gaddafi.