Mardi Gras in New Orleans "Das ist irgendwie magisch"
New Orleans gilt als die Karnevalshochburg der USA. Der Höhepunkt ist Mardi Gras, der "fette Dienstag". Nachdem die Metropole von Hurrikans gebeutelt wurde, hat der Karneval noch mal eine besondere Bedeutung.
New Orleans im Ausnahmezustand. Seit Tagen ziehen täglich mehrere Paraden durch die Stadt. Rund eine Million Touristen sind hier, wie dieses Paar: "Wir wollen einfach Spaß haben. Alle kommen zusammen und genießen die Zeit", sagen sie. Die Straßen sind voller Menschen, kaum jemand, der nicht mindestens fünf oder sechs Plastik-Perlenketten in den Mardi-Gras-Farben gelb, grün und lila um den Hals trägt. Die Ketten werden von den Umzugswagen geworfen - oder auch von den Balkonen in der Stadt, Bonbons fliegen keine bei Mardi Gras.
Gehört dazu wie der Jazz
Raymond kommt zum Karneval in New Orleans seit er sechs Jahre alt ist. Inzwischen hat er seine Enkelkinder dabei. Und er erklärt: "Ich liebe die Atmosphäre und Leute zu treffen. Es ist die wildeste Party der Welt und keiner zahlt Eintritt. Manche kommen ihr ganzes Leben lang hierher."
Mardi Gras gehört zu New Orleans wie der Jazz. Seit der Gründung der Stadt im Jahr 1718 feiern die Menschen Mardi Gras - alles steuert auf den Höhepunkt, den "fetten Dienstag" zu.
Martha Radice ist Anthropologie-Professorin an der Dalhousie University in Kanada. Seit Jahren forscht sie zu Mardi Gras, seiner Geschichte und seiner Bedeutung. Und natürlich ist sie zu Mardi Gras selbst in der Stadt. In einem Kaffee in einer ruhigen Seitenstraße erklärt sie, Mardi Gras sei für viele Menschen in New Orleans wichtiger als Weihnachten. Weihnachten sei für viele ein Familienfest - bei Mardi Gras feiere dagegen die ganze Stadt gemeinsam. Der einzige Feiertag, an dem wirklich alle unterwegs seien, um Freunde zu treffen, aber auch mit Fremden ins Gespräch zu kommen.
1.800 Tote nach Hurrikan "Katrina"
New Orleans ist eine Stadt mit hoher Kriminalitätsrate, viel Armut. Auf der einen Seite "the big easy", auf der anderen Seite eine gebeutelte Stadt, die immer wieder mit Hurrikans zu kämpfen hatte. Durch Hurrikan "Katrina" wurden 2005 80 Prozent des Stadtgebiets überschwemmt. Mehr als 1800 Menschen kamen ums Leben. Es habe nach "Katrina" eine Diskussion darüber gegeben, ob Mardi Gras weiter stattfinden solle, sagt Martha Radice. Aber für die Menschen in der Stadt sei es so wichtig gewesen, an der langen Tradition festzuhalten. Es habe so etwas wie eine heilende Wirkung gehabt.
Das sagt auch Caroline Thomas. Sie steht in einer großen Lagerhalle - inmitten von fast 30 Umzugswagen. Sie werden heute am Faschingsdienstag bei der Rex-Parade durch die Stadt rollen. Caroline hat die Wagen kreiert, jeden einzelnen bemalt. Die Künstlerin, die selbst aus New Orleans kommt, ist ein bisschen nervös: "Du arbeitest das ganze Jahr an den Wagen, dann sind sie für ein paar Stunden draußen und das war's. Aber ich weiß, wie wichtig die Wagen und die Kunst für so viele Menschen sind. Das ist irgendwie magisch."
Am Eingang der Halle laufen die letzten Arbeiten für den großen Tag. Richard Valadie legt noch mal Hand an. Er ist der Chef der Künstler-Firma und sagt, er habe darauf bestanden, dass hier noch etwas ausgebessert werde, aber da es keiner mache, mache er es selbst. Damit auch alles perfekt ist für den großen Tag.