Neuer Kandidat für EU-Kommission Briten schicken King nach Brüssel
Er kommt, um zu gehen: Julian King. Drei Monate nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt, soll King neuer EU-Kommissar werden. Doch erst muss er sich dem Innenausschuss des Europaparlaments stellen. Diplomatische Missionen ist King, bislang Botschafter in Frankreich, gewohnt.
Es ist nicht leicht für einen Briten, die Franzosen für sich zu gewinnen. Als Gast beim Radiosender Europe 1 schafft es Julian King in zwei Sätzen. Es ist der 22. Juli, ein Monat nach dem Brexit-Referendum. King ist britischer Botschafter in Frankreich, zu Gast in der Sendung von Moderator Thomas Sotto. Der fragt, ob King auf das "Sir" im Namen besteht. Der antwortet cool: "Julian" reicht.
Und dann stellt Moderator Sotto anerkennend fest: Der Brite King hat in Frankreich studiert und spricht Französisch. Nur verheiratet sei er mit einer Dänin, sagt King fast entschuldigend. Aber wenigstens hätten sie sich in Paris ineinander verliebt.
Ein weltgewandter "Remain"-Unterstützer
King ist einer von diesen Briten, bei denen man sich fragt, wie sich dieses Land je von der EU abwenden konnte: Ein weltgewandter "Remain"-Unterstützer, der über sich selbst sagt: "Ich bin stolz, Brite zu sein und stolz, Europäer zu sein, und daraus ergibt sich für mich kein Widerspruch."
Zuletzt hatten die Briten Jonathan Hill als EU-Kommissar gestellt. Er war für den Finanzmarkt zuständig.
Trotzdem ist es der Brexit, der King nach Brüssel bringt: Er soll der neue britische EU-Kommissar werden, der Nachfolger des in Brüssel sehr beliebten Jonathan Hill. Allerdings mit neuem Arbeitsbereich: Sicherheit und Terrorbekämpfung - ein Schlüsselressort, nicht die "Abteilung Gedöns" oder gar "ohne Geschäftsbereich", wie zunächst in Brüssel spekuliert wurde.
Erwarten eine aktive Rolle von King
Auf die Frage, ob King als Brite zum Brexit-Spaltpilz in der Kommission werden würde, antwortete eine Kommissionssprecherin im August streng: "Er wird ein europäischer Kommissar, kein britischer, falls er bestätigt wird. Großbritannien ist noch immer ein Mitglied der EU - und wir erwarten, dass Sir Julian King und Großbritannien eine aktiv Rolle in der europäischen Politik spielen werden."
Die Chance dazu hätte King: Er würde nämlich hauptverantwortlich sein für die Umsetzung der "Sicherheitsunion". Ein Paket von Maßnahmen, das nach den Terrorangriffen von Paris und Brüssel mit Hochdruck in Angriff genommen werden soll. Auf der Agenda stehen: Mehr Informationsaustausch per Europol, Abwehr von Hackerangriffen auf wichtige Infrastruktur wie Wasser- und Stromnetze, Anti-Radikalisierungsmaßnahmen und Verbesserung der Sicherheitssysteme im Transportwesen.
Erst muss sich King den Abgeordneten stellen
Die Kommission würde Julian King diese Aufgaben zutrauen - ein Mann, der u.a seine Erfahrung als Botschafter in Nordirland angibt. Doch erst muss das EU-Parlament zustimmen. Drei Stunden lang muss sich King den Fragen der Abgeordneten stellen. Am Donnerstag fällt die Entscheidung.