Nach Johnsons Wahlerfolg Keine Gegner mehr - außer sich selbst
Seinen Wahlsieg hat Johnson einer einfachen Botschaft zu verdanken: den Brexit vollenden. Er muss nun der Gefahr widerstehen, im Siegesrausch dem Beispiel anderer Populisten zu folgen.
Was für ein Triumph für Boris Johnson. Er hat es allen gezeigt. Und alle Register gezogen: tricksen, drohen, lügen - oft schamlos. Und doch wurde er mit überragender Mehrheit gewählt. Das lag auch an seiner ganz einfachen Botschaft: den Brexit vollenden. Der kommt jetzt.
Noch entscheidender war, wie verschwurbelt sein Gegner, der Sozialist Jeremy Corbyn, in dieser Frage taktierte. Am Ende hatten selbst eingefleischte Labour-Wähler mehr Sorge davor, dass Leute wie Corbyn das Land regieren könnten, als vor den Lügen Johnsons, die sie durchschauten.
Die Zukunft Großbritanniens ist ungewiss
Die Gefahr besteht nun, dass Johnson im Siegesrausch dem Beispiel anderer Populisten folgt, dass er die demokratischen Institutionen und den Anstand weiter aushöhlt und sich Erfolg mit sozialen Wohltaten erkauft. Auch dass er gegenüber der EU mit dem Sieg im Rücken Muskeln zeigt, statt einen sanften Brexit zu verhandeln, der beiden Seiten hilft.
Johnson hat jetzt keinen Gegner mehr - außer sich selbst. Aber vielleicht überrascht ja er alle erneut. Es wird jedenfalls eine ungewisse Zukunft, vielleicht ohne Schottland. Falls das kommt, ginge Johnson nicht als triumphaler Sieger in die Geschichtsbücher ein, sondern als derjenige, der dafür gesorgt hat, dass Großbritannien auseinander bricht.
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