Kulturhauptstädte Zwei Häfen, zwei Visionen von Europa
Europas Kulturhauptstädte Rijeka und Galway treten heute für ein Jahr ihr Amt an. Die kleinen Hafenstädte in Kroatien und Irland haben manches gemeinsam, wollen aber unterschiedliche Akzente setzen.
Die beiden Hafenstädte Rijeka in Kroatien und Galway in Irland sind von heute an für ein Jahr die Europäischen Kulturhauptstädte. Der Titel wird jährlich von der Europäischen Union an zwei Städte vergeben, um den Reichtum und die Vielfalt der europäischen Kulturen hervorzuheben und Städte bei der Entwicklung zu unterstützen.
Im kroatischen Rijeka begannen die Feierlichkeiten im Hafen mit einer "Opera Industriale". Das Werk kroatischer Künstler soll den Klang und die Atmosphäre der früheren Industriestadt an der Adria wiederbeleben.
Der Hafen von Rijeka ist geprägt von Vielfalt: Kräne, Jachten, Prachtbauten und Plattenbau.
Die drittgrößte Stadt Kroatiens blickt auf eine bewegte europäische Geschichte zurück: Seit 1900 gehörte sie zu sieben verschiedenen Staaten - vom Habsburger Reich über Italien und Jugoslawien bis zur heutigen Republik Kroatien. Die zahlreichen Umbrüche finden sich auch im Stadtbild wieder, zu dem sozialistische Plattenbauten ebenso wie Jugendstilpaläste und Fischmarkthallen gehören.
Als Leitmotiv für das Jahr als Kulturhauptstadt hat Rijeka "Luka različitosti", "Hafen der Vielfalt", gewählt. Es soll zwei besonders markante Eigenschaften der Stadt herausstreichen: zum einen den Hafen, um den sich das Stadtleben dreht, und zum anderen den multikulturellen Charakter der Stadt, auf den viele Bewohner sehr stolz sind.
Ein Viertel der Einwohner Galways sind Studenten
In Galway wiederum beginnen die Feierlichkeiten zur Eröffnung erst am 7. Februar. Sie orientieren sich am irisch-keltischen Kalender. Unter anderem wird das traditionelle Torfstechen zelebriert, mit dem die Bewohner Brennmaterial gewinnen. Geplant sind fast 2000 weitere Veranstaltungen zu den Themenkomplexen Sprache, Landschaft und Migration.
Seit Wochen haben die Veranstalter schlechtes Wetter angekündigt, doch das ist in Galway keine Seltenheit: An der rauen Westküste Irlands regnet es viel, mehrmals im Jahr setzt der Corrib die Innenstadt mit ihren bunten Häusern unter Wasser.
Besucher eines Pubs in Galway musizieren gemeinsam.
Galway gilt als Hochburg der irischen Musik und Pub-Kultur, die nicht nur an den Wochenenden von Straßenmusikanten geprägt ist - insbesondere die High Street ist allabendlich voller Gäste und Gesang.
Dass die Einwohnerzahl des Städtchens sich in nur 30 Jahren verdoppelt hat, liegt vor allem an den Studenten: Ein Viertel der Einwohner ist an einer der beiden Universitäten von Galway eingeschrieben.