Debatte um Lebensmittelpreise Frankreich als Vorbild?
Angemessene Preise für gute Lebensmittel - in Frankreich ist dieser Grundsatz längst per Gesetz festgeschrieben. Unklar ist allerdings noch, ob das Plus beim Preis auch bei den Bauern ankommt.
Die Erkenntnis von Emmanuel Macron stammt nicht erst von gestern. Gerade erst wenige Monate im Amt, gestand Frankreichs Präsident vor der versammelten Bauernschaft seines Landes: "Wir leben tatsächlich in einem Land, in dem die Bauern von den bezahlten Preisen nicht mehr leben können.“
Proteste wegen zu niedriger Verkaufspreise gehören bei den französischen Bauern fast schon zur Folklore. Seit Jahrzehnten sehen sich französische Präsidenten mit Blockaden, Milchüberschwemmungen oder Traktorenstaus konfrontiert, wenn den Landwirten das Geld nicht reicht, EU-Regeln missfallen oder billiges Schweinefleisch aus Deutschland den Markt kaputt macht.
Bauern-Proteste in Frankreich - fast schon eine Art Tradition.
Franzosen lassen sich Lebensmittel mehr kosten
Allerdings konnten sich die Bauern in Frankreich zumindest auf eines verlassen: Darauf, dass das Portemonnaie ihrer eigenen Landsleute für gute Lebensmittel durchaus locker sitzt. Das ist zwar im Vergleich mit Deutschland immer noch so. Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Jahren - getrieben auch von deutschen Discountern - der Preiskampf in französischen Supermärkten massiv verschärft, auch auf Kosten der Bauern und deren Einkommen.
Macron machte das Thema deshalb zur Chefsache: "Wir tragen alle eine Verantwortung. Und die allererste ist, diesem Preiskrieg ein Ende zu setzen."
Mindestpreis per Gesetz
Mehrere Wochen mussten sich auf Geheiß des Präsidenten Vertreter von Bauern, Handelsketten, Molkereien und aus der gesamten Lebensmittelindustrie zusammensetzen. Am Ende entstand daraus ein Gesetz, das es in sich hatte: Seit Anfang 2019 müssen Supermärkte Lebensmittel nun mindestens zehn Prozent über dem Einkaufspreis verkaufen.
Lockangebote, wie in Deutschland üblich, beispielsweise ein Kilo Hackfleisch zu unter fünf Euro, sind in Frankreich gar nicht mehr möglich. Überhaupt dürfen Supermärkte Lebensmittel im Angebot nur noch um maximal ein Drittel des Preises heruntersetzen.
Handel kritisiert Nachteile für Kunden
Bei den Preisverhandlungen, vor allem auch für Milch, wurde die Position der Bauern gestärkt. Der Handel zeigte sich besonders von den Angebotsregeln entsetzt: "Die Franzosen sind süchtig nach Angeboten. Davon will die Politik aber nichts wissen. Die Präsidentenwahl hat ihnen ja nicht einfach zehn Prozent mehr Geld im Beutel verschafft. Dieses Gesetz bedeutet Preissteigerungen. Davon wird aber kaum gesprochen", warnte damals Michel-Edouard Leclerc, Chef der gleichnamigen Supermarktkette.
Was die Preise angeht, behielt er recht: Nach Jahren des Verfalls sind Lebensmittel in Frankreich zuletzt wieder leicht teurer geworden. Auch die Masse an Angeboten und Rabatten hat in Frankreich seit Inkrafttreten des Gesetzes abgenommen.
Bleibt die Frage, ob die Mehreinnahmen wirklich bei den Bauern ankommen? Noch lässt sich das kaum bewerten, da viele Verträge lange Laufzeiten haben. Der größte Bauernverband Frankreichs, FNSEA, hat allerdings seine Zweifel und in einem offenen Brief erst kürzlich gemahnt, dass bei den laufenden Preisverhandlungen das Gesetz nun auch wirklich respektiert werden müsse, damit es für die Bauern wirklich einen positiven Effekt habe.