Kämpfe in Libyen Luftwaffe attackiert erneut Gaddafi-Gegner
In Libyen setzen die Truppen von Machthaber Gaddafi ihre Angriffe gegen die Aufständischen fort: Aus der Luft wurden Stellungen der Gaddafi-Gegner unweit der Ölstadt Ras Lanuf bombardiert. Auch aus Al Sawija bei Tripolis wurden Angriffe gemeldet. Eine Flugverbotszone über Libyen wird derweil weiter diskutiert.
In Libyen gehen die Kämpfe zwischen Truppen von Machthaber Muammar al Gaddafi und Regimegegnern mit unverminderter Härte weiter: Am Mittag meldeten Aufständische in der Ölstadt Ras Lanuf Tiefflüge und Luftangriffe. Zuvor waren bereits heftige Bombardements auf Stellungen im Umfeld der Stadt gemeldet worden. Auch rund um die Stadt Es Sider wurden Aufständische attackiert. Dabei seien vier großes Öltanks getroffen worden und explodiert, berichtete ein Mitarbeiter der Anlage. Jeder der Tanks habe ein Fassungsvermögen von mehr als 500.000 Litern. Sowohl in Ras Lanuf als auch in Es Sider wurden die Angriffe aus der Luft mit Artilleriefeuer erwidert.
Aus der Stadt Al Sawija - westlich der Haupstadt Tripolis - wurde gemeldet, Regierungstruppen hätten Gebäude in der Stadt unter Beschuss genommen. Der Fernsehsender Sky News zeigte von Aufständischen erbeutete Panzer und mit Maschinengewehren bestückte Fahrzeuge auf dem zentralen Platz der Stadt. Gaddafi-treue Truppen hätten am Stadtrand zivile Fahrzeuge und Rettungswagen beschossen, berichtete ein Korrespondent des Senders.
Trotz des anhaltenden militärischen Drucks aus der Luft melden die Aufständischen Erfolge: Die ostlibysche Stadt Bin Dschawad sei wieder unter ihrer Kontrolle, heißt es. Überprüfen lassen sich diese Informationen derzeit nicht. Seit Tagen stehen die Gegner Gaddafis zunehmend unter Druck.
Diskussion über Flugverbotszone läuft
Angesichts der Gewalt in Libyen vereinbarten US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron, sich auf das "volle Spektrum möglicher Reaktionen" einzustellen. Wie das Weiße Haus nach einem Telefongespräch der beiden Regierungschefs mitteilte, werden neben humanitärer Hilfe auch ein Waffenembargo und eine Flugverbotszone weiterhin in Erwägung gezogen. Wichtigstes Ziel sei, "so schnell wie möglich" der Gewalt im Land ein Ende zu bereiten und die Entmachtung von Gaddafis herbeizuführen.
Thema soll in den UN-Sicherheitsrat
Die Regierungen in Paris und London wollen noch in dieser Woche einen Resolutionsentwurf für eine Flugverbotszone in den UN-Sicherheitsrat einbringen. Russland sieht eine internationale Militäraktion in Libyen bislang sehr kritisch. Am heutigen Mittwoch wird US-Vizepräsident Joe Biden zu Gesprächen mit Kreml-Chef Dimitri Medwedew in Moskau erwartet. Die USA und Großbritannien haben neben China, Frankreich und Russland ein Vetorecht im Weltsicherheitsrat.
Während über die Sperrung des libyschen Luftraums bei den Vereinten Nationen weiterhin Uneinigkeit besteht, haben die UNO Ermittlungen gegen die Streitkräfte Gaddafis wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen aufgenommen. Der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Juan Mendez, bestätigte, dass entsprechende Vorwürfe untersucht würden.
Gegenstand der Untersuchung seien Fälle unverhältnismäßiger Gewaltanwendung, wie Schüsse von Regierungseinheiten auf Demonstranten. Auch würden Berichte untersucht, nach denen Menschen mit Krankenwagen aus Krankenhäusern abgeholt und dann erschossen worden seien. Der libyschen Regierung sei ein formelles Schreiben übermittelt worden, in dem verlangt werde, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, sagte Mendez.
Libyscher General landet in Ägypten
Auf dem Flughafen von Kairo landete ein libyscher Regierungsvertreter und enger Vertrauter Gaddafis. Das teilte ein Verantwortlicher des Flughafens mit. Demnach handelt es sich um General Abdelrahman el Sawi, der unter anderem für Logistikfragen verantwortlich ist. Der Grund für den Aufenthalt ist nicht bekannt. Der Mitarbeiter des Flughafens bestätigte Berichte, wonach das Flugzeug auf seinem Weg nach Ägypten auch griechischen Luftraum durchquert hatte. Mitarbeiter der libyschen Botschaft bestätigten den Besuch von Generalmajor al Sawi. Er überbringe eine Botschaft von Gaddafi.
Dieser äußerte sich derweil erneut im libyschen Staatsfernsehen. Unter anderem warnte er den Westen vor einer Verhängung eines Flugstopps über Libyen. In einem solchen Fall werde sein Volk zu den Waffen greifen, sagte er.